Die Milchwirthschaft.

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bei einer Temperatur von 1012° k. *) stehen, so bildet sich oben eine dicke Schichte, welche aus den besagten Fettkügelchcn besteht, die sich mit einander vereinigen. Dies ist nun der süße Rahm (Oberes, Sahne, Schmand, Flatt). Derselbe wird abgenommen und die zu­rückbleibende Milch heißt abgerahmte (abgenommene, dünne, abge­sahnte, schlichte). Während des Aufsteigens der Fettkügelchen ver­wandelt sich der Milchzucker in Milchsäure, und nach 4860 Stun­den schmeckt die Flüssigkeit sauer, in welcher der Käsestoss in kleinen Flocken herumschwimmt. Die Milch heißt jetzt saure und bildet ein beliebtes kühlendes und nährendes Getränk. Der obere, dickere, an Fettkügelchen reichere Theil der sauren Milch heißt dann der saure Rahm. Man kann die Säurebildung aber 45 Tage hinhalten und die Süßrahmbildung vermehren; ebenso wie man die Säurenbildung befördern kann.

Wir sagten, daß die Milch der Kuh eines der besten Nahrungs­mittel für den Menschen abgebe. Wir müssen uns dahin verbessern, daß sie für unsere Kinder fast unentbehrlich ist, und machen deßhalb auch auf den Uebelstand aufmerksam, daß die Eltern sich nicht im mindesten darum zu kümmern pflegen, ihren Kleinen nur solche Milch zur Nahrung zu reichen, welche denselben auch paßt und wovon sie gedeihen können. Gewöhnlich wird den Kleinen selbst wenn auch nicht von den Händlern getauft oder sonst verfälscht dkcses noth­wendige und bedeutungsvolle Nahrungsmittel doch eben nur aus der von verschiedenen Kühen gewonnenen und zusammengeschütteten Milch gegeben, ohne daß weder der Empfänger, noch der Verkäufer etwas dabei denkt. Wir möchten durch Anführung eines Beispieles wohl versuchen, die Mütter zum Nachdenken über diesen Umstand anzure­gen, das uns ein amerikanischer Farmer, ein gewissenhafter und den­kender Mann, an die Hand giebt, der es eigens darauf anlegte, aus- zufinden, wie er seine jugendlichen Kunden am besten bedienen könne. Wenn ich Milch für kleine Kinder abgebe", sagt er,so erkundige ich mich stets nach einer Woche über die Gesundheit derselben, und wenn die Milch der einen Kuh, von der ich geliefert hatte, nicht gut bekommt, so nehme ich sie von einer anderen Kuh und fahre so fort, bis ich dasjenige Thier ausfinde, dessen Milch sich für das Kind als zuträglich erweist. Dann wechsle ich aber nicht mehr, bis das Kind abgewöhnt wird; natürlich, wenn die Kuh selbst gesund bleibt." Verdiente das unserer armen Kleinen wegen nicht allenthalben Nach­ahmung? Auch Milch von Zuchtkühen sollte man nicht zur Nah­rung von Kindern benützen; denn sobald sich die Kühe der Zeit des

R^aumur bedeutet hier den 80theiligcn Thermometer oder Wärmemesser (6. Celsius den lOOtheiligen und kV Fahrenheit den 180theiligen). Leider weiß man bei uns auf dem Lande noch zu wenig von Barometern und Thermometern, sondern hängt noch immer zu viel an alten Bauern- und Schäfer­regeln und dem Hundertjährigen Kalender rc.