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Die Milchwirthschaft.

Kalbens nähern, wird ihre Milch wesentlich umgewandelt. Und aus demselben Grunde taugt auch die erste Milch der Kuh, nachdem das Kalb von ihr genommen ist, nicht zur Nahrung der Kleinen.

Um die verhältnißmäßige Güte der Milch von verschiedenen Kü­hen zu erproben, füllt man eine Anzahl Glasröhren mit der Milch der einzelnen Kühe und läßt sie ruhig stehen, bis der Rahm sich er­hebt. Die verschiedene Dicke der Rahmschicht kann man darnach leicht wahrnehmen, und demgemäß seine Schlußfolgerungen ziehen. Will man Milch bei heißem Wetter aufbewahren, so gebe man Soda zu. Von frisch von der Kuh gemolkener Milch erhalten 1000 Pfd. näm­lich ^ Pfd. Soda. Dieses Alkali trägt dazu bei, den Käsestoff in Lösung zu erhalten. Nach einiger Zeit aber bildet sich Milchsäure, welche die Kraft der Soda aufhebt; und da nun Nichts mehr da ist, den Käsestoff noch länger auseinand-er zu halten, sammelt derselbe sich und trennt sich von der Milch, die nun gerinnt. Wünscht man, daß dies schnell vor sich gehe, wie beim Käse machen, so wird noch eine Säure zugegeben, oder, was dasselbe ist, Kälbermagen an­gewendet, der als Gährungsstoff rasch eine Säure erzeugt. Will man aber süße Milch erhalten und sie vor dem Gerinnen bewahren, so braucht man blos, wie bereits angedeutet, etwas Soda einzurüh­ren, kaum ein Stück von der Größe einer Erbse auf ein Quart Milch;die Menge wird durch das warme Wetter und durch die Länge der Zeit bestimmt, während welcher sie aufgehoben werden soll. Die erforderliche kleine Menge Soda hat keinen Einfluß auf den Geschmack und die gesunde Eigenschaft der Milch; sie dient blos dazu, ihre natürliche alkalinische Beschaffenheit zu erhalten.

Die Milcherträge sind in den verschiedenen Perioden nach oder vor dem Kalben verschieden. Durchschnittlich kann man bei 300 Melk- tagen unter 4 Quart ( 10 Pfd.) Milch als einen geringen, 5 Quart als einen mittlern und 57 Quart als einen guten täglichen Milch­ertrag bei uns annehmen, so daß unsere Kuh einen jährlichen Ertrag von 1800 Quart 4500 Pfd. Milch giebt. Im Allgäu (Bayern) wird berechnet, daß eine gute Kuh 2000 bayer. Maaß Milch giebt, und eine solche Milchkuh wird auch nicht selten mit 30 Louisd'or bezahlt. In Oesterreich schätzt man die Menge der jährlich ge­wonnenen Kuhmilch auf 1 Mill. Eimer (die theilweise zu Butter und Käse verarbeitet wird). Und dem osficiellen Kataloge der derzeitigen Pariser Ausstellung gemäß beträgt die Consumtion von Milch in Paris allein täglich bei 500,000 Litres (aber zu 2530 Procent mit Wasser getauft), pr. Litre zu 1040 Cent., je nach der Loka­lität des Marktes und Qualität des Produktes. Frankreich zahlt mehr als 5 Mill. Milchkühe. Deutschland soll mit den zu Oesterreich und Preußen zählenden Gebieten einen Rindviehstand von annähernd 25 Mill. Stück haben, wovon mit Rücksicht auf Flächeninhalt Wür- temberg, Sachsen-Altenburg, Königreich Sachsen, Nassau und Baden in erster Linie stehen; darauf zählt man 58 Proc. Melkkühe. Nimmt