Die Milchwirthschaft.

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man den Durchschnittsertrag von Milch pr. Stück auf 4000 Pfd. jährlich an, so beträgt das in Gcsammt-Deutschland jährlich erzeugt werdende Milchquantum 580 Mill. Centner Milch. Das bayerische Allgäu zählte (1865) auf eine Bevölkerung von 125,000 Menschen 101,000 Kühe, also 902 Stück auf je 1000 Bewohner.

Freilich besteht auch ein Unterschied im Vieh, bezüglich der Quan­tität, wie Qualität der von ihm gegebenen Milch. Die Rindvieh­zucht ist zunächst in der Schweiz, in Oberösterreich und England auf einer hoben Stufe der Vollkommenheit, sowohl was die Rücksicht auf Mastfähigkeit, als auch jene auf Milchreichthum angeht. Höchst inte­ressant und malerisch sind Gruppirungen dieser Thiere verschiedener Raeen und aus verschiedenen Ländern, insbesondere in Betreff ihres charakteristischen Kopfschmuckes. Hier eine Gruppe ungarischen Rindviehes, starkknochig, mit kurzem Kopfe und überaus weit aus­einander stehendem, langen Hörnerpaare. Dort ostindisches Vieh, eher hirschkuhartig, mit Fetthöker versehen, mit hängenden Ohren und sichelartig stehenden langen Hörnern. Dagegen wieder groß­knochiges Schweizervieh (das sehr viel Milch giebt) mit kurz gewun­denem Horn, und englisches, schottisches oder amerikanisches veredeltes Vieh, ebenfalls sehr kurzhornige Thiere. In Amerika zieht man mitunter sehr schweres Vieh. Brighton in Massachusetts ist der Hauptviehmarkt in den Neuengland-Staaten. Und 1861 wurde dort demBoston-Journal" gemäß eine 6 Jahr alte Kuh verkauft, welche lebend 2650 Pfd., und ausgearbeitet 1850 Pfd. gewogen hat. Im Jahr 1860 wurde daselbst ein Thier, derHaxton-Stier" für K 850 verkauft, der lebendig 3091 Pfd., und in ausgearbeiteten Vierteln 2319 Pfd. gewogen hatte (67H Pfd. Rindfleisch auf 100 Pfd. Brutto­gewicht). In einem der früheren Jahrgänge des^xricult." ward von Miniaturkühen erzählt, welche in Amerika importirt wurden, nämlich von den kleinen Kühen der Bretagne, die mehr als 800 Litre Milch zu geben Pflegen. Es hatte nämlich ein Farmer eines dieser Thiere kommen lassen, das nur 3 Fuß hoch stand, den Leuten wie ein kleines Wunder vorkam, und nach seinem ersten Kalbe schon 8 Quart Milch gab. Diese Thiere, sagte jenes Blatt, sind klein, ausdauernd, fressen wenig und liefern reine und hinlänglich Milch für den Bedarf einer Familie. Würde dies kleine Ding nicht gerade für die ärme­ren Leute in den Vorstädten das Erwünschte sein, zu deren Häus­chen etwa ein Acker Land gehört?" Auch wir möchten darauf aufmerksam machen, und sollte dieser Wink insbesondere für manche Wittwe oder einzeln lebende Frauensperson, welche sich sonst von ihrer Hände Arbeit ernähren, von Nutzen sein, wenn sie das erfor­derliche Stückchen Land besitzen, um dem Thiere auch sein hinrei­chendes Futter verschaffen zu können.

Um Milchwirthschast zu betreiben, ist natürlich vor Allem erfor­derlich, wirklich gutes Milchvieh sich anzuschaffen. Dies ist indessen mit mehr Kosten, Unannehmlichkeiten und Verlusten verbunden, als