Die Milchwirthschaft.

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Entfernter von größeren Städten lohnt sich die Käsefabrikation, die Bereitung des Milchzuckers, eingedickter Milch rc. am besten.

Ist gutes Milchvieh da, dann kommt zunächst auch die Weide in Frage, welche demselben die nöthige Nahrung geben sott. Ins­besondere übt die Weide auf die Käsefabrikation großen Einfluß aus. Denn es ist durchaus nicht gleichgültig, welche Gründe man zur Weide wählt, sondern man muß dieselben besonders auslesen, da der Erfolg der Milchwirthschaft nur allzu sehr hievon abhängt. Man unterschei­det nämlich natürliche und künstliche Weiden. Die ersteren bringen die beste Nahrung gebenden Gräser beständig hervor, während die letzteren stets eine Wiederbesamung verlangen. Ein wellenförmiges, höher gelegenes Land, zuweilen hügelig, mit vielen Quellen weichen Wassers und mit hellen, plätschernden Bachen, die über Kiesbeete stießen, bezeichnet vorzüglich den Charakter guter Weiden mit einem lehmigen Boden, der in Thon oder einen Töpferthon haltigen Schie­fer übergeht. Dieses Land ist in der Regel secnndärer Formation. Doch findet man auch schöne, für Milchwirthschaft geeignete Distrikte auf der Urgebirgsformation, wenn der Boden lehmig und darunter noch warmer, lockerer Untergrund, theilweise mit vielen losen Stei­nen oder festen Felsen, Granit oder Trapp, ist. In allen solchen Gegenden kommen die besten und wohlschmeckendsten natürlichen Grä­ser vor, welche alle reichlich die für die Milchwirthschaft geeignetste Beschaffenheit besitzen. Nur in Gegenden mit überwiegendem Kalk­steingrund ist dies nicht der Fall und verlangt solcher Boden zeilen­weise stets eine Wiederbesamung. Gute Weidegründe sind auch in der Regel gute Heuwicsen.

Ueber eine ordentliche Behandlung der Thiere haben wir schon im vorhergehenden Artikel gesprochen und es versteht sich wohl von selbst, daß das Milchvieh passcnse und hinlängliche Nahrung erhalten muß, um in der Milchwirthschast auch möglichst großen Nutzen zu bringen. Es kommt hauptsächlich auch auf die Art und Weise, wie gefüttert werde, an. Der amerikanische Milchwirthschastsfarmer läßt die Herbstweide nie vollständig abfressen, sondern immer noch so Viel übrig, daß es dem Viehe noch längere Zeit hätte mehr oder weniger Nahrung gewähren können. In Folge dessen kann er dann sein Vieh schon beim Beginne des Frühlings an besonders sonnigen Tagen auf die Wiesen treiben, wenn die Weide hinreichend trocken ist, daß das Gras nicht zertreten wird. Die dadurch erzielte Ab­wechslung im trockenen Futter mit etwas Grünem ist dem Liehe nicht nur sehr willkommen, sondern gewöhnt es auch allmählig an die nasse Nahrung, ohne die Gefahr (wie es beim zu plötzlichen Wechsel ge­schieht), daß Durchfall eintrete. Auch werden bei einer solchen Ver- fahrungsart die Produkte der Milchwirthschaft schon frühzeitig besser.

Besondere Regeln, wie Dieses und Jenes zu halten sei, läßt sich aber in der Milchwirthschaft in Bezug auf die Behandlung des Viehes nicht geben. Milchwirthschafter müssen sich eben selbst ihr