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Die Milchwirthschaft.

Urtheil bilden und ihre Erfahrungen zu Rathe ziehen, um sich in allen vorkommenden Fällen darnach richten zu können. Das hier Erwähnte kann nur als allgemeine Regel dienen, die als Hauptpunkte einer verständigen Anweisung zu berücksichtigen sind.

Nur auf Eines dürfte noch mit allem Nachdruck aufmerksam gemacht werden. Darauf nämlich, daß schlechtes und schmutziges Wasser unmöglich gute Milch, Butter und Käse liefern kann. Sieht man die Kuh auch manchmal aus einer fauligen, grünen, warmen, schmutzigen Pfütze saufen, so thut sie dies gewöhnlich nur mechanisch und nicht wie bei ihrem gewöhnlichen Getränke. Sie liebt reines Wasser, und sollte deshalb stets damit versorgt werden. Insbe­sondere ist aber vor Cisternenwasser zu warnen, das, während des Sommers zugedeckt, oft dunkel gefärbt und morastig, wie das Wasser in den Pfützen zu werden Pflegt. Auch Salz sollte man dem Vieh wöchentlich und regelmäßig geben; aber auch hier das beste wählen. Der amerikanische Farmer giebt es entweder in einige Fuß von einander auf reines Gras geschütteten Häufchen oder in den Ständern, in denen gemolken wird.

In der Milchwirthschaft kommt nun vorzüglich, nach dem Vor- hergcsagten, die Verrichtung des Melkens in Anbetracht, und ist auch Hiebei eine vernünftige Behandlung der Thiere sowohl der Ar­beit, wie dem Produkte, letzterem in quantitativer wie qualitativer Beziehung förderlich. Kühe, die vor dem Melken erst gepufft und geschlagen und wohl auch herumgejagt und dadurch in Furcht und Angst versetzt werden, verderben in Folge der Mißhandlung auch ihre Milch. Daher sollte jede Kuh in ruhiger und freundlicher Weise behandelt werden. Die melkenden Personen, wo es mehrere sind, sollen jede ihren eigenen Melkstuhl und vollkommen reine Eimer ha­ben; sie sollen, wenn sie an der Arbeit sind, nicht miteinander spre­chen. Verhält sich die Kuh ruhig, so begegnet man ihr mit freund­lichen Worten, einem Streicheln mit der Hand an den Seiten und einem Reiben am Euter und den Zitzen. Man muß schnell mit bei­den Händen und zwar rein ausmelken, jeden Tropfen, der her­ausgebracht werden kann. Jede Person, welche in größeren Milch­wirthschaften nebst Anderen das Melken versieht, sollte seine eigenen Kühe hiezu angewiesen erhalten; denn sie gewöhnen sich an eine be­stimmte Hand und überlassen ihre Milch lieber Bekannten, als Frem­den. Auch regelmäßige Stunden sollten Hiebei möglichst beob­achtet werden, da die Milchabsonderung in der Kuh auf das regel­mäßigste stattfindet. Wenn sie sich ruhig verhält und da sie zweimal des Tages gemolken wird, so sollte die Zeit hiefür auf's genaueste eingetheilt werden.

In der Nähe großer Städte giebt es oft großartige Meiereien, welche lediglich die gewonnene Milch in den Handel geben. So be­steht z. B. in der Nähe Londons eine Meierei, dieLaycock's Dairy" genannt, welche nicht weniger als 400 Milchkühe hält, die täglich