Die Milchwirthschaft.

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zweimal gemolken werden. Die Zahl der 400 Thiere ist stets voll, und werden einzelne Kühe krank oder lassen sie in der Milch nach, so werden sie sofort durch andere ersetzt. Das kranke Vieh kommt in's Spital, das andere wird zum Schlachten gemästet. Allent­halben herrscht die größte Reinlichkeit und selbst die Kühe werden täglich zweimal geputzt. Man kann sich die Menge der Knechte und Mägde denken, welche hier täglich beschäftigt sind! Ein ungeheures Kapital steckt in diesem Etablissement, das 14 Acker Flächenraumes einnimmt, der mit einer hohen Mauer umgeben ist und auf welchem Ställe, Fruchtschoppen und sonstige andere Gebäude stehen. Jede Kuh wird zum Werthe von 20 L angeschlagen. Vier große Vor­werke liefern das Futter, wozu noch viele Oelkuchen und auögesot- tenes Malz genommen wird. Die Milch wird nach London verkauft, das überhaupt jährlich mehr als 8 Mill. Gallonen hievon verbraucht.

In Amerika ist es der Staat New Zsork, welcher als Milch­wirthschaftsstaat voransteht. Nach einem früheren Census bereits fiel von der gesummten Milchproduction der Ver. Staaten von 313 Mill. Pfd. Butter und 105 Mill. Pfd. Käse, im Werthe von K 100,000.000 ein volles Viertel der Butterfabrikation und die Hälfte der Käse­fabrikation auf diesen Staat.

Solche Milchproducenten in Amerika, welche zu ihrer Aushilfe Mägde halten, zahlen denselben nebst voller Verköstigung K67 Pr. Monat. Dieselben müssen Morgens um 5 Uhr und Abends um 5 Uhr melken, so daß die Milch Zeit hat sich abzukühlen, ehe sie in die großen blechernen Kannen geschüttet wird, in denen sie dort zu Markte gebracht wird. In der Zwischenzeit müssen die Mägde im Haushalte und in der Küche Beistand leisten, und haben auch haupt­sächlich mit dem Reinmachen der Milchgeräthe zu thun.

Der Amerikaner denkt stets darauf, jede Handarbeit zu verein­fachen oder sonst praktisches Geräthe zu ersinnen. So hat er denn auch einen Melkstuhl erfunden, der das Umfallen oder Umwerfen des Milchkübels verhindern sollte. Derselbe ist lediglich eine lange, in Form einer Fußsohle ausgeschnittene Bank, welche an dem vorde­ren Rande einen runden Einschnitt hat, in welchen der Milcheimer gestellt wird und feststeht, während der entgegengesetzte Theil der melkenden Person (rittlings) zum Sitze dient. Sogar eineMelk­maschine" ist da. Dieselbe besteht in einem Gangwerke, das mittelst einer Kurbel bewegt wird, und durch Guttaperchaschläuche, die an den Zitzen der Kühe befestigt werden, die Milch aus - und in den Eimer hineinpumpt. Beide Verbesserungen sind jedoch nur bedingt brauch­bar. Der Melkstuhl läßt sich nur bei ruhigen Thieren anwenden, und an die Melkmaschine müssen sich dieselben von jung an gewöh­nen. Der Anfang einer Verbesserung ist hiermit aber doch gegeben, und sicherlich wird der erfindsame Zjankeegeist doch damit noch fertig werden, sich von dieser, jedenfalls etwas unbequemen Beschäftigung zu emancipiren.