Molkenzubereitung. Käsesabrikation rc. 351

folgende Anweisung hiezu: Zu einem halben Quart kalter frischer guter Ziegen- oder Kuhmilch setzt man einen Theelöffel dieser Lab- Essen; und erwärmt diese Mischung vorsichtig in einem in heißes Wasser gesetzten Porzellantopf auf geringem Feuer. Beim ersten Beginn der Käse-Ausscheidung nimmt man das Gefäß vom Feuer, rührt einigemal mit einem Löffel darin herum und läßt es einige Zeit stehen. Sobald sich die Molken rein abgesetzt haben, gießt man dieselben durch einen Mousseline-Lappen, so daß der Käse zurückbleibt. Leicht in kochendem Wasser erwärmt, trinkt man diese Molken dann anderen Morgens nüchtern, und, damit sie nichtvor dem Magen stehen bleiben", odernicht bekommen", nichtin den Kopf steigen" u. s. w. sollen die Trinkenden unter das erste Glas Molken an jedem Morgen eine Messerspitze voll Bittersalz mischen.

Frauenspersonen auf dem Lande oder in der Nähe von Städ­ten, welchen die erforderliche Gelegenheit geboten ist, könnten mi Molkenbereitung und Molken schenke des Sommers über hie und da einen lohnenden Nebenerwerb gewinnen.

126. Käsesabrikation und Gewinnung von Milchzucker

(weitere Fortsetzung des ArtikelsMilchwirthschaft") schlägt schon mehr in das Bereich der Industrie ein und wird der weiblichen Thätigkeit mehr oder minder entrückt, je nachdem dies in großarti­gerem Maßstabe geschieht. Allein die Herstellung von Käse in be­scheideneren Verhältnissen bietet immerhin für ländlichen Haushalt einen willkommenen Nebenerwerb und kann sogar bei sehr kleinem Viehstande verhältnißmäßig lohnend betrieben werden.

Die Erzeugung eines guten Käses liefert nicht nur eine Masse Nahrungsstoff für den heimischen Bedarf, sondern kann durch den Export auch die Quelle des Wohlstandes einer Gegend oder eines ganzen Landes werden. Denn Millionen von Menschen finden im Käse ein kräftiges, schmackhaftes Nahrungsmittel, reich an stickstoff­haltiger, daher Blut und Muskel bildender Substanz, während fei­nere Gattungen außerdem noch einen besonderen Gegenstand des Wohlgeschmackes und des Luxus abgeben. Die Verwerthung der Milch steigt durch die Käsesabrikation auf das Doppelte, und der Wohlstand und die Steuerkraft des Landes wird dadurch bedeutend vermehrt. Bedenken wir dies, so ist uns ein Zustand, wie er Zum Theil in Oesterreich in dieser Beziehung herrscht, ein Gegenstand ernstesten Nachdenkens. Die reichen Gebirgsweiden Oesterreichs, in Oberösterreich z. B. die Salzburger-, dann das Kärnthner- und die Steiermärkischcn Gebirge erzeugen nur geringeren, und blos Käse zum eigenen Gebrauch. Das Vieh wird im Winter zu schlecht genährt und im Frühjahr zu mager auf die Weide gebracht. Außerdem ver­zehren die Alpenbewohner dieser Gegenden, weil sie sich übermäßig nähren, die gänzlichen Producte an Butter, Käse und allen Milch­produkten, da das Gesinde bei einem Bauern in der Re-