Käsefabrikation und Zubereitung von Milchzucker. 355

eine sehr starke; insbesondere aber wird in dem mittleren und nörd­lichen Theile des Staates New Aork, auch im Staate Ohio, in Ver­mont und in dem westlichen Massachusetts Käse fabricirt. 1862 wurden 23 Millionen Pfund Käse aus Amerika nach England aus­geführt, woselbst er wie der einheimische geschätzt wird.

Manche Farmer, die sich dort mit Käsemachen abgeben, betrei­ben dies nur für sich, d. h. lediglich mit Hülfe ihrer Familienmitglie- der. Natürlich verbrauchen sie von den gewonnenen Productcn das meiste auch für sich und setzen hiervon nur im Kleinhandel ab. Die­jenigen aber, welche die Käserei schon etwas mehr betreiben, dingen Mädchen, welche dann aber ganz wie zur Familie gehörig betrach­tet und behandelt werden und mit dem Brodherrn an Einem Tische essen. Auf je 10 Kühe rechnet man eine Melkmagd. Es kommt aber auch sehr viel darauf an, welche Art Käse fabricirt wird. Wenn nämlich' der Rahm auf der Milch gelassen wird, so ist natürlich weni­ger zu thun und doch der Verdienst besser, als wenn von abgeschöpf­ter Milch Käse gemacht werden soll. Von einem deutschen Käse­fabrikanten im Staate New Isork erzählt die Vers., welcher sehr stark riechenden und weichen, sog. Limburger Käse fabricirte, und der hiebci ein Mädchen zur Hülfe cngagirt hatte, das außer voller Beköstigung noch K 80 baaren Lohn pr. Jahr erhielt. Dieselbe mußte die Milch von 60 Kühen besorgen, war aber nur 8 Monate damit beschäftigt, da in den übrigen 4 Monaten nur sehr wenig Käse ge­macht wird. Sonst erhalten Frauenspersonen, welche beim Käse- fabriciren helfen, gewöhnlich 8 1. bis 8 2 Wochcnlohu und volle Verköstigung.

In Amerika sollen bei der Fabrikation des Käses wenigstens F der vorkommenden Arbeit von Frauenspersonen verrichtet werden. Die Beschäftigung der Männer beschränkt sich Hiebei lediglich, den Käse in die Presse zu bringen und ihn, nachdem er von ihnen gepreßt worden und trocken ist, wieder heraus zu nehmen.

Frauenspersonen, welche beim Käsemachen Arbeit suchen, müssen die Pfunde zählen, das nöthige Salz abwägen, die Temperatur der Milch und des Quarks verstehen und dieselbe auch nach dem Ther­mometer zu reguliren im Stande sein. Ihre erste und hauptsäch­lichste Eigenschaft soll aber die Reinlichkeit sein.

Die Arbeitsstunden werden contractlich festgestellt und sind ge­wöhnlich 89 Stunden des Tages. An manchen Plätzen haben die Käsemacherinnen mehr freie Zeit, als die Dienstmädchen. Aber ihre Brodgeber fangen jetzt auch schon an, von ihnen zu fordern, daß sie in der Zeit, in welcher sie in Käsezubcreitung nichts zu thun haben, sich in der Haushaltung nützlich machen sollen. Manche derselben haben jedoch noch, sobald der Käse in die Presse gebracht und alles Geschirr gereinigt ist, die übrige Zeit des Nachmittags für sich, bis am Abend das Melken wieder an die Reihe kommt. Denn der Käse Pflegt dort gleich nach dem Frühstücke gemacht zu werden, und es