358 Milchzucker. Eingedickte oder condensirte Milch.

befreiten süßen Molken bis zur Consistenz des Syrups, woraus man ihn dann krpstallisiren läßt und durch Wiederauflösung, Entfärben mit Thierkohle u. s. w. reinigt. Dieses Produkt hätte nicht nur seinen großen medicinischen, sondern auch öconomischen Nutzen, wenn man es statt des Zuckers zur Versüßung des Kaffee's, der Choko­lade u. s. w. gebrauchen würde. Einzelne Sennen im Emmenthale und Entlibuch (Schweiz) verfertigen in einem Sommer oft 10, 20 bis 30 Ctr. hievon. Indessen braucht man bei der Produktion von Milchzucker sehr viel Holz zur Feuerung. In der Unterwaldner Alpe Sinzgau wird alle Mölke vom ganzen Senten zu Zucker eingekocht. Der Senn formt denselben in schöne viereckige Tafeln. Das so gewon­nene Product ist rein, weiß und hart, wie Zucker, und das Pfund wird daselbst für 6 Batzen verkauft. Nach seiner Angabe erhält er von 60 Maaß Molken 34 Pfd. Zucker; woraus hinreichend erhellt, daß dieses Produkt mit einigem Vortheil in Gegenden hergestellt werden könnte, in welchen das Brennmaterial nicht viel kostet. Nach einer Analyse der Kuhmilch hat man ausgefunden, daß man mehr Milch­zucker von der Mittagsmilch und am wenigsten von der Abendmilch gewinnt, von welch' letzterer man hinwiederum doppelt mehr Butter erhält als von ersterer.

127. Eingedickte oder condensirte Milch (weitere Fortsetzung des Artikels von derMilchwirthschaft") wird in neuester Zeit immer mehr fabricirt, weil dieser Artikel nicht blos mehr zum Gebrauche auf Seereisen und zur Versendung in Gegenden dient, wo Milch selten zu haben ist; sondern das Publikum, besonders größerer Städte, ausgefunden hat, daß es die Milch in dieser Form reiner und ver- hältnißmäßig billiger erhält und sie bequemer behandeln und verbrau­chen kann, als das von den Milchhändlern nicht blos mit Wasser, sondern auch mit andern Dingen vermischte Produkt, dessen Behand­lung, damit sie zum Gebrauche stets bereit ist, immer mit einigen Umständen verknüpft ist. Diese condensirte Milch bleibt länger süß und man kann hievon stets ganz nach Belieben so viel nehmen, und, wie man sie wünscht, selbst'mit mehr oder minder Wasser verdünnen.

Die Amerikaner haben diesen Artikel zuerst in den Handel ge­bracht. Aber für Verproviantirung wird auch schon längere Zeit in Deutschland Milch eingedickt, wie z. B. von Mulson Comp. in Hamburg. Eingedickte Milch zum hauswirthschaftlichen Gebrauche beginnen aber ebenfalls wieder Amerikaner einzuführen, und es haben sich einige solcher Fabrikanten zu diesem Behufe in das eigentliche Milchland, in die Schweiz begeben und betreiben dort dieses Geschäft im Großen, besonders in Cham bei Zug. Die Milch wird von den­selben lediglich durch Verdampfung von ihrem Wassergehalte befreit und der feste Rückstand, nachdem das erforderliche Quantum Zucker zugesetzt worden ist, für die Versendung ordentlich verpackt. Dieser