360

Meierinnen.

und die Hiebei mitwirkenden Dienstboten unter ihre Leitung gegeben sind. Es heißt hierin u. A.:

Eine Meierin, die Alles leistet und ist, was man billiger Weise von ihr verlangen und erwarten kann, hat einen außerordent­lichen Einfluß auf den Vortheilhaften Betrieb der Milchwirthschaft, wird aber so seltener gefunden, je schätzbarer sie ist. Man fordert nicht allein von ihr, daß sie in der Verfertigung von Meiereiwaaren vorzüglich geschickt und gewandt sei, um deren so viele, als vorzüg­lich gute liefern zu können, wozu eine genaue Bekanntschaft mit all' den mancherlei mechanischen Fertigkeiten und Handgriffen, eine um­sichtige Wahrnehmung aller in Betracht kommenden kleinen Umstände, worauf das Ganze beruht, gehört; sondern man verlangt auch Ei­genschaften von ihr, die solchergestalt vereint überall nicht bei einem Menschen angetroffen werden, hier aber unerläßliche Erfordernisse sind, nämlich: Lust und Liebe zur Sache, eine Reinlichkeit, die der holländischen gleicht (jedoch nicht übertrieben werden soll), die pünktlichste Ordnung, eine sich stets gleich bleibende unermüdete Thä­tigkeit und eine nie lässig werdende Achtsamkeit auf sich, die Untergebenen und das Geschäft.

Darf man sich nun noch darüber wundern, daß es der mit Recht gut genannten Meierinnen so wenige giebt, daß sie so sehr gesucht sind? Dennoch würden sie minder selten sein, wenn sie nicht fast alle aus der Klasse gemeiner Dienstmägde genommen, aus die­ser zugezogen und angelernt werden müßten; wenn nicht die Töchter der Holländer, Pächter u. s. w. so sehr Anstand nähmen, sich diesem Geschäfte zu widmen. In der Beschwerlichkeit desselben kann der Grund der Abneigung dagegen allein nicht zu suchen sein; denn die Vorsteherin einer Meierei von einiger Bedeutung hat, das Frühaufstehen abgerechnet (wogegen sie ja auch Nachmittags wieder hinlänglich Zeit zum Ruhen hat), sich über Beschwerden, mit ihren Verrichtungen verbunden, keineswegs zu beklagen. Ihre Dienstgeschäfte, welche körperliche, aber nicht gar große, sondern den Kräften einer gesunden Frauensperson angemessene Anstrengung erfordern, bestehen hauptsächlich im Abrahmen, Bereitung der Butter und Verfertigung der Käse, wobei sie von dem sog. Balgenmädchen unterstützt wird, einer Beschäftigung bei einer an sich guten Gesundheit diese stärkend und befestigend, indeß eine sitzende und weichliche Lebensart auch die beste nach und nach verringert. Alle ihre übrigen Verrichtungen bestehen im Anweisen, Anordnen und in der Aufsicht.

Auch ihr Einkommen ist größer, als das der meisten Dienen­den weiblichen Geschlechts. Eine fleißige, sparsame Meierin einer beträchtlichen Milchwirthschaft hat mehr als sie braucht, und kann jährlich erübrigen.

N ichts bereitet überdieß so gut zur tüchtigen Haus­frau (für den Landwirth) vor, als einige Jahre dem Be­triebe einer bedeutenden Milchwirthschaft vorzustehen.