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Meierinnen. Die Geflügelzucht.

selben auf irgend eine passende, von uns schon mehrmals angedeutete Art und Weise abzuhelfen.

129. Die Geflügelzucht ist, besonders auf dem Lande, wo Platz hinlänglich hiezu vorhanden ist, sehr einträglich. Kein Geld, keine Zeit und keine Arbeit lohnt sich dortselbst besser, als das auf das Geflügel verwendete, vorausgesetzt, daß der Betrieb desselben auch ordentlich geschehe. Denn der Federnhandel macht die Geflügelzucht besonders gewinnreich, weil nach Federn immer Nachfrage besteht und sie immer in hohem Preise stehen. Ebenso finden die Eier nicht blos als Nahrungsmittel, sondern auch zu technischen Zwecken guten Absatz, wie denn z. B. alljährlich nicht weniger als 6 Mill. Eier in Frankreich und England allein für Zubereitung des Handschuhleders, und in Dresden z. B. Mill. Eier zur Gewinnung von Albumin in der Fabrikation des für die Photographie u. s. w. verwendeten Albu­minpapiers verbraucht werden. Auch nach dem Geflügel selbst ist auf Stadtmärkten, in Hotels, Restaurationen u. s. w. stets Nachfrage und werden allenthalben annehmbare Preise bezahlt.

In Frankreich wird die Geflügelzucht besonders in der Norman- die und dem französischen Flandern stark betrieben. Oesterreich schätzt sein Geflügel in runder Summe auf 60 Mill. Stück, im Werth von 10 Mill. fl., das sich Jahr für Jahr erneuert und, die Federn ungerechnet, jährlich 2400 Mill. Stück Eier, im Werth von 40 Mill. Gulden liefert.

Wir haben in deutscher Sprache hinlänglich gute Anweisungen zum rationellen und gewinnreichen Betriebe der Geflügelzucht in grö­ßerem und kleineren Maßstabe, und keine Frau auf dem Lande, welcher die Gelegenheit dazu geboten ist, sollte es sich entgehen lassen, mit deren Hülfe sich besser zu belehren und vom alten Schlendrian sich zu emancipiren. So z. B. giebt noch manche Hühnerzüchterin ihren Thieren reichliche Körnernabrung, ohne daß dieselben legen; während sie dies thun würden, wenn man daran dächte, ihnen inzwischen auch etwas thierische Nahrung zu geben. Ebenso folgt noch Manche der alten Manier der thierquälerischen Gänsemast mittelst engen Einsper- rens und gewaltsamen Hineinstopfens von großen, schwerverdaulichen Nudeln; wahrend die Mast der Thiere besser anschlagen und ihr Fleisch gesünder sein, ja sogar die Federn preiswürdiger werden wür­den, wollte man dieses weniger grausam und mehr naturgemäß ein­richten.

Vor Allem gehört zur Geflügelzucht, wie schon gesagt, hinläng­lich Raum, leicht von demselben erreichbares Wasser, kiesiger Sand, Graswuchs und loser Boden. Dies Alles sind Hauptdinge, welche zum Erfolge hierin unbedingt nothwendig sind. Denn z. B. die Wür­mer und Insekten, welche aus dem losen Boden schlüpfen, bilden die nothwendige Fleischnahrung dieser Thiere, Wasser und Sand und Kies ist ihnen zum Baden und zur Verdauung nothwendig. Das