Die Geflügelzucht. Hühner.
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Hauptgeheimniß einer gewinnreichen Geflügelzucht aber besteht darin, daß die Thiere jung, gut gefüttert und gepflegt und — nur in kleiner Anzahl gehalten werden müssen; 12—25 Stück lohnen sich verhaltnißmäßig besser, als große Heerden. Deshalb können sich auch Hausfrauen auf dem Lande aus der Geflügelzucht als Nebenerwerb einen annehmbaren Gewinn verschaffen, welcher in mancher Beziehung der Haushaltung oder den Kindern zu Gute kommen kann. — Außerdem läßt sich die Geflügelzucht auch ganz selbst- ständig betreiben und gewahrt lohnenden Erwerb, wozu insbesondere die in neuester Zeit in Brauch gekommene künstliche Ausbrütung in eigens construirten Brütkästen mittelst Wärmeanwendung dient. So z. B. besteht in der Nähe von Paris eine großartige Geflügelanstalt, in welcher 100 Personen, der Mehrzahl nach weiblichen Geschlechtes, beschäftigt sind, und wo jährlich Tausend und aber Tausende Hühnchen mittelst Dampf künstlich ausgebrütet werden.
Auch in Amerika hat die Geflügelzucht, jedoch erst seit den fünfziger Jahren, einen großen Aufschwung genommen, und rechnet die Verf. selbst den eingewanderten deutschen Frauen dieses zum Verdienste an, welche Hiebei ein nachahmenswerthes, anregendes Beispiel gegeben hatten. Sie erzählt, daß vor dieser Zeit die Geflügelzucht in solchem geringen Grade betrieben wurde, daß, als einmal in Amerika eine Geflügelepidemie herrschte, das Paar chinesische Hühner auf K 40—100 und ein Ei von denselben auf S 5 zu stehen gekommen sein soll! —
Die Zucht der Hühner wird auch von manchen Leuten der Liebhaberei wegen betrieben, eine Liebhaberei, welche die Ausnahme vor anderen dergleichen macht, daß sie sich in der Regel gut lohnt und nicht so kostspielig ist. Und ebenso gewährt der bunte Hühnerhof mit seinen lebhaften Bewohnern den Eigenthümern nicht blos Nutzen, sondern dient auch zur Freude und zum Vergnügen, und giebt das bunte Federvolk manche Gelegenheit zur Beobachtung und zur anregen- sten Unterhaltung.
Rahen oder Abarten zählt das Federvölklein insbesondere ebenso zahlreiche wie höchst interessante in Bau, Gefieder und Gewohnheiten. Es ist uns ein Buch über Geflügelzucht bekannt, das 1665 in New Jork erschien und das neben der praktischen Unterweisung auch insbesondere die vorzüglicheren Arten des Geflügels in höchst malerischen Gruppen dem Leser vorführt. — Wir finden in demselben vor Allem einen Landsmann und zwar ebenso humoristisch geschildert, wie schließlich belobt, nämlich das „Hamburger Huhn". Die Familie der Hamburger Hühner, heißt es dort, ist sehr zahlreich. Sie hat so viele Namen, als der spanische Don, welcher an der Bauernhütte anklopfte und ein Nachtlager verlangte. „Wer ist draußen? Was wünscht ihr?" fragte der Bewohner. „Don Juan Pedro Antonio Carlos Jeromio u. s. w. u. s. w. möchte heute Nacht hier schlafen." „Schert Euch fort!" war die Antwort, „wie sollten wir Platz für so