Die Geflügelzucht. Hühner.

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legen betrifft, steht sie der Creve-Coeur-Art gleich. Die Jungen sind leicht aufzuziehen. Auch die sog. polnischen Hühner sind als vor­treffliche Eierleger bekannt. In weniger Renommee stehen bei den Geflügelzüchtern, welche mehr auf den Nutzen, als die Liebhaberei geben, die großen Cochinchinesen (Shanghais), welche 1845 aus China nach England gebracht wurden und lange Zeit sehr in der Mode waren. Auf der Tafel haben sie weniger Werth, wegen des fehlen­den Brustfleisches und des unverhältnißmäßig starken Knochenbaues. Beliebter sind dagegen schon die allerliebsten kleinen Bantams sowohl dem Liebhaber, wie dem Nutzzüchter. Ihre Kleinheit, ihre Schön­heit und ihr Muth haben sie allenthalben beliebt gemacht. Es wur­den von ihnen Thiere von unübertroffener Schönheit und Symmetrie, und auch solch' zweifarbige gezogen, welche golden und silbern glän­zen. Die Bantams legen und brüten gut und werden leicht aufge­zogen.

Das Huhn ist nach allen Ueberlieferungen eines der ältesten Hausthiere, und wahrscheinlich lebte es schon in vorgeschichtlicher Zeit in Gesellschaft des Menschen. Das wilde Bankivahuhn, welches in ganz Hindostan und auf der Insel Java in den Wäldern lebt, hält man für die Stammrace unseres Haushuhnes, was durch die Zucht in unzählige Formen verwandelt worden ist.

Wie schon Eingangs gesagt, erfordert Aufzucht und Pflege der Hühner einige Aufmerksamkeit, weil die Thiere, wenn sie sich nicht wohl befinden, in ihrer nutzbringendsten Thätigkeit, dem Eierlegen, sehr leicht lässig werden. Aber gerade in dieser Beziehung herrschen noch Unwissenheit, Vorurtheile und offenbare Grausamkeiten, während es doch am einfachsten wäre, auch diesen Thieren, wie allen lebenden Wesen, hinlänglich Licht und Luft, Wärme, Reinlichkeit und passende Nahrung zukommen zu lassen und eine freundliche Behandlung zu schenken.

Es giebt gar zu viele Leute, welche- Vieh: Hund, Katze, Vögel, Hennen, ja Ziegen und Kühe halten, ohne sich viel darum zu küm­mern, woher das hinreichende Futter zu nehmen ist und der Ansicht sind, die Thiere werden es schon selbst holen, unbekümmert, wenn es in des Nachbars Haus, oder auf dessen Acker oder Weide ist, und ungerührt über den Zustand der armen Geschöpfe, wenn sie hun­gern müssen. Der amerikanische Geflügelzüchter sagt, daß es sehr kostspielig sei, Hühner hungern zu lassen; er meint damit, daß die Henne uns weder Eier noch Fleisch geben kann, wenn wir ihr nichts zu fressen geben. Es handelt sich nicht um das Fut­ter überhaupt, sondern dasselbe sollte passend, reichlich und abwech­selnd sein. Einfältig und grausam ist das Benehmen solcher hart­herzigen und kurzsichtigen Leute, die den armen Thieren Pfefferkörner in den Kröpf bringen oder gar Schwefel, Cayeunepfeffer oder der­gleichen unter das Futter mischen, und hievon Vortheile erwarten, während sie gerade das Gegentheil erzielen und die Thiere ruiniren.