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Die Geflügelzucht. Ente. Gans.

Nur sollte in der Nähe ein Teich sein, widrigenfalls man ihnen sonst hinreichend Wasser zum Baden und zum Getränke und wässeriges Futter geben muß.

Die Ente ist ein allverschlingendes Thier; sie frißt Alles und Jegliches aus dem Thier- und Pflanzenreiche, was ihr eben vor­kommt. Insekten aller Art, Würmer, Fische, Krebse, todt oder lebendig; Fleisch, selbst theilweise angefaultes, und viele grünest Ge­müse, Gras, Samen, Getreide u. s. w. Kurz, ihr Appetit ist ein gefräßiger; daher wächst sie auch schnell und wird leicht fett. Wo Enten zum Brüten gezogen werden, da herrscht oft die (vielleicht auf einem Vorurtheile begründete) Gewohnheit, die Enten auf ihren eigenen Eiern anzusetzen; allein wenn man die Jungen einfach für den Marktverkauf zieht, läßt man sie blos von Hennen ausbrüten. Die Hennen brüten ein Nest von Enteneiern um zwei Tage rascher aus, als Enten thun würden. Solche, für den Markt gezogene junge Enten sollen oft leiden, wenn nzan sie zu oft in's Wasser gehen läßt. Sie wachsen rascher und stärker, wenn sie blos Wasser genug zum Saufen haben, wenigstens einige Wochen lang.

Endlich kommen wir zur Gans, die in Deutschland eine ähn­liche Bedeutung wie der Turkey (Truthahn) in Amerika hat, indem auch sie den Tisch des Volkes zu gewissen festlichen Zeiten oder bei sonstigen freudigen Anlässen mit ihrem Braten zieren muß. Die Gans wird aus Mähren und Böhmen in großen Heerden über die Grenze nach Sachsen und weiterhin nach Preußen verhandelt, welch letzteres Land in manchen Gegenden selbst bedeutende Gänsezucht hat. Auch in Hannover ist die Gänsezucht stark und die Emdener Gänse Pfle­gen sogar überseeisch transportirt zu werden; man kennt sie z. B. in Amerika unter dem NamenBremer Gänse", weil sie von da herkommen.

Von der Gans benutzt man Eier, Fleisch und Federn. Mit keinem Vogel aber geht man mit solcher raffinirten Grausamkeit um, als mit der armen Gans, um den Gaumen von Feinschmeckern zu kitzeln. Eine allbekannte, wenn auch noch so widersinnige Gewohn­heit ist, diese zur Mast bestimmten Thiere in enge und dunkle Löcher oder gar in hängende Körbe u. s. w. zu ihrem Miste einzusperren und sie gewaltsam mit Teigstücken und etwas Fett vollzustopfen, welche sie freiwillig nimmer fressen würden. Eine solche Behandlung wird einen Monat und länger so fortgesetzt, und entweder gehen sie bei dieser Behandlung darauf, oder sie werden (wie man fälschlich behauptet) fett. In der That sind die auf solche Weise behandelten Thiere nur krankhaft aufgetrieben, und ein solcher Braten ist ebensowenig appetitlich und gesund, als der von Thieren, deren Na­tur dieseRoßkur" vollends auszuhalten nicht vermocht hatte. Es giebt nur Eine Methode, Geflügel, das man zum Schlachten be­stimmt hat, zu mästen, will man gutes und gesundes Fleisch erhalten. Man lasse es fressen und saufen, kommen und gehen, in reiner Luft