Die Geflügelzucht. Tauben. Pfauen. Fasanen. 369

und am Lichte; jedes andere Verfahren ist widernatürlich, und das Produkt einer solchen widernatürlichen Mästung kann nimmermehr ein gesundes, für menschliche Nahrung unschädliches, am wenigsten wohlschmeckendes Fleisch geben. Noch ärger macht man es freilich in den Küchen der Reicheren, oder für deren Faseln, und es wäre in der That an der Zeit, diesen Grausamkeiten sofort dadurch ein Ende zu machen, daß man ein für allemal auf solche Weise ge­wonnene Delikatessen zurückweisen würde.

Am schätzbarsten sind besonders die weißen Gänse, deren voll­kommen weiße Federn in höherem Preise stehen, als andersfarbige. Auch nimmt man an, daß alles weiße Geflügel sich besser zurichten läßt, d. h. wenn es gerupft ist, ein reinlicheres Ansehen hat, als farbiges. Ebenso soll das Fleisch derselben besser sein, nicht so trocken werden, sondern zart und saftig, wie das der wilden Gans. Die vorbenannteEmdener Gans" brütet sicherer, als andere Gänse, und bringt häufig zwei Bruten im Jahre aus.

Die Taubenzucht endlich ist in den letzten Zeiten bei uns sehr zurückgegangen, einmal, weil sich die Liebhaberei auf andere Gegen­stände geworfen hat, und dann, weil durch den Telegraphen die Brief­tauben, deren Züchtung vorzüglich in den Niederlanden blühte, über­flüssig geworden sind. Das Fleisch der Tauben ist gesund und wohl­schmeckend, und ihre Federn finden guten Absatz.

Bei der Taubenzucht ist zu beachten, daß diese Thiere die Sonne lieben und nur in einem sonnigen, gegen Morgen liegenden Schlage am besten gedeihen. Reinlichkeit ist ihnen Bedürfniß; daher müssen die Schläge reingehalten und jährlich wenigstens zweimal ausgemistet und dann einige Tage nacheinander mit Anis und Wachholderbeeren ausgeräuchert werden. Da die Feldtauben, ehe sie ausfliegen, in der Gegend Herumsehen, ob es sicher ist, so ist ihnen der höchste Schlag der liebste. Bei dem Brüten lieben sie Dunkelheit; daher man ihre Nester demgemäß stellen muß (am besten in Fächern, in denen sie vertieft, aber hoch über dem Boden sitzen). Reines und frisches Wasser ist ihnen wesentlich nothwendig. Am besten ist ein bedecktes hölzernes Trinkgeschirr, dessen Deckel Löcher hat, die nur so groß sind, daß die Thiere leicht den Kopf durchstecken können.

In Berlin besteht sogar einTauben-Verein", dessen Aufgabe zunächst die Förderung der Taubenzucht ist, von Zeit zu Zeit Ausstel­lungen veranstaltet, und auch ein ganz niedliches WochenblattDie Brieftaube" herausgiebt, welches den An- und Verkauf von Tauben vermittelt, über Zucht und Pflege derselben, Bezugsort der einzelnen Taubenracen Auskunft giebt u. s. w.

Der Pfau, ausgezeichnet durch sein goldenes Gefieder, lebt in Ostindien wild und dient auf unseren Hühnerhöfen mehr zur Zierde, als zum Nutzen; denn nur seine Federn verwendet man zum Putze.

Gleiches gilt wohl auch von den gemeinen, gold- und silberschil- lernden Fasanen, dere»L Fleisch jedoch sehr wohlschmeckend ist.

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