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Die Kaninchenzucht.
gemauerten Stall oder eine Kammer ein, muß ihnen aber besonders reine Luft verschaffen; denn in schlechter und feuchter Luft wachsen die Haare derselben weniger und werden gröber. Auch soll man in solchen Räumen den Boden alle 14 Tage mit Stroh bestreuen. In Vikhställen soll man sie mehrfacher Ursachen halber nicht halten. Am besten sind künstliche Höhlen oder bedeckte Orte, wo die Weibchen ihre Jungen verbergen und erziehen können, und am geeignetsten hiezu sind 16 Zoll lange, 10 Zoll breite und 10 Zoll hohe Kasten mit Deckeln, die man abnehmen kann, um nach den Jungen zu sehen und die Haare ausnehmen zu können, ohne sie zu beunruhigen. — Sie fressen alle Abfalle von Gemüse und Wurzelgewächsen,- sowie Unkraut, Disteln, Wegericht und Klee, gekochte Kartoffeln, weiße und gelbe Rüben, Krautstrünke, Brod und Getreide. Zu viel weißer Kohl ist ihnen schädlich, ebenso im Herbst nasses und bereiftes Futter, wenn man ihnen nicht Getreide dazwischen thut. Von Zeit zu Zeit giebt man ihnen zur Erhaltung der Gesundheit Kastanien-, Linden-, Erlen-, Weidenblätter, Weinblätter und Ranken, zerstoßene Roßkastanien, Wachholderbeeren, Heidekraut und andere gewürzhafte Pflanzen. Ebenso haben sie, besonders bei trockenem Futter, täglich zweimal reines Wasser nöthig.
Endlich kommt es sehr viel darauf an, die Lebensart und den Charakter dieser Thiere kennen zu lernen, um von ihrer Zucht den größtmöglichsten Nutzen zu schöpfen. Sie leben gesellig, jedoch paarweise getrennt, gerathen gern miteinander in Streit und tödten dann leicht einander oder beißen ihre Jungen todt, wenn man nicht auf sie paßt. — Ihre Fruchtbarkeit ist außerordentlich; denn das Weibchen wirft des Jahres vier Mal, in warmen Ländern, oder wenn es im Zimmer gehalten wird, selbst 6—7 Mal, und zwar jedesmal 4, 5, 6—9 Junge, die nach 8 Monaten reis sind; so daß man auf diese Art in 4 Jahren von einem einzigen Paare eine Nachkommenschaft von 1,274,840 erhalten könnte. — Sind die Kaninchen alt, so mästet man sie. Am besten gelingt dies bei verschnittenen. Man sperrt sie in einen Kasten oder sonst einen schicklichen Ort, giebt ihnen Anfangs Gemüse und andere Kräuter, nebst gekochten Möhren, weißen Rüben, Kartoffeln, Gerstenschrot, etwas Salz und gegen das Ende auch Wachholderbeeren, Fenchel, Thymian u. a. Gewürze. So werden sie bald fett und das Fleisch sehr wohlschmeckend. Zum Getränke giebt man reines Wasser, Malzaufguß, verdünntes Bier u. dergl. Bei warmer Witterung kann man ihnen auch Brod geben und dem Getränk etwas Essig zuthun.
Fremde Thiere muß man erst paarweise ein- und absperren und aneinander gewöhnen, weil sie sich sonst umbringen. Weibchen sollte man 6 bis 8 mal mehr als Männchen halten. Junge muß man nach Männchen und Weibchen trennen, bis sie stärker sind. Jedenfalls muß man sie aber nach 3 Monaten von den Alten thun, weil sie von denselben sonst todt gebissen werden könnten. Diejenigen Thiere,