Die Kaninchenzucht. Die Schafzucht.
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die man nicht zur Fortzucht braucht, sollte man verschneiden lassen, weil sie dann größer werden, mehr, längeres und feineres Haar bekommen und sich leichter mästen lassen.
Das Fleisch der wilden Kaninchen schmeckt wie Hühnerfleisch. Von zahmen Thieren ist es bei wässeriger Nahrung süß und weichlich; bei gutem und festem Futter aber, besonders wenn sie kurz vor dem Schlachten gewürzhafte Kräuter erhalten, sehr wohlschmeckend und leicht verdaulich. — Die Haare, welche am ganzen Leibe von gleicher Güte sind, zeichnen sich, besonders bei der Angora-Art, durch große Feinheit und seidenartigen Glanz aus. Die langen Haare werden nach Art der Baumwolle kartätscht, gesponnen und zu Zeugen verwebt, die außerordentlich leicht, weich, glänzend und warm sind. Ein Mannsrock davon mit Tastet gefüttert, wiegt nur 1^ Pfd. Zu Handschuhen (zu einem Paar gewebten hat man 2, zu gestrickten 3 Loth Haare nöthig), Westen, Strümpfen u. dergl. eignen sie sich ganz besonders. Die kurzen sind zu Hüten eben so gut, wie Bieber- haare und lassen sich leichter filzen. Färben kann man sie wie Seide. Um sie vor Motten zu sichern, legt man Wermuth, mit Terpentinöl getränktes Papier u. dergl. dazwischen. — Die Felle geben gutes Pelz werk (siehe S. 258), und nehmen alle Farben an. Sie sind gewöhnlich doppelt so viel werth, als das Fleisch. — Der Mist dient besonders als guter Dünger für Gärten. — Die Haare gewinnt man, indem man die Kaninchen im Sommer alle 14 Tage, im Winter alle 4 Wochen mit einem Frisirkamme kämmt. Die reifen Haare bleiben Hiebei am Kamme.
Die Jungen dürfen jedoch erst gekämmt werden, wenn sie 6—8 Wochen alt geworden sind. — Auch durch Einsammeln gewinnt man dasselbe, indem man die Haare aus den Nestern nimmt, welche die Weibchen sich selbst ausrupfen und damit das Lager für ihre Jungen auspolstern, etwa, nachdem die Jungen 10 Tage alt geworden sind; da sie um diese Zeit selbst Haare erhalten und die Nesthaare verderben müßten, wenn man sie länger darinnen lassen würde.
131. Die Schafzucht. — Das Schaf ist ein wichtiger Gegenstand der landwirthschaftlichen Viehzucht. Seine Zucht bildet einen der interessantesten und einträglichsten Zweige der Landwirthschaft. Das Schaf, besonders als Schlachtvieh, nimmt im landwirthschaftlichen Haushalte eine unentbehrliche Stelle ein, die nicht leicht durch ein anderes Thier zu ersetzen ist. Kein anderes Thier bedarf weniger Pflege und wirft schon frühzeitig seinen Nutzen ab, wie z. B. das einjährige Lamm bereits geschoren und geschlachtet werden kann. Nur vor und zur Lammzeit fordern sie etwas mehr Berücksichtigung. Und insbesondere soll die Heerde umgänglich gemacht werden, für kaltes und nasses Wetter gutes Obdach haben und ist darauf zu sehen, daß die Jungen hinreichend Nahrung erhalten.