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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Die Schafzucht. Die Seidenzucht.

Icon Spanien occupirtc, zum ersten Male in größerer Anzahl nach Amerika eingeführt und zur Veredlung der gewöhnlichen Race ver­wendet. Denn auf Befehl des Eroberers wurden damals ganze Schaf- heerden theils zur Verproviantirung der Armee verwendet, theils zur Deckung der Kriegskosten verkauft. Vor dieser Zeit soll es in Spa­nien bei Todesstrafe verboten gewesen sein, ein Schaf außer Landes zu schaffen. Doch aber sollen schon 1801 von Herrn Delessert, einem Banquier in Paris, drei Merinoschafe nach Amerika gesandt worden sein, von denen jedoch nur eines die Reise überstand, und 1802 soll der Kanzler Rob. R. Livingstone in New Aork zwei Paar Merinos und dann Herr David Humphrey in Connectieut eine kleine Heerde importirt haben (in Sachsen waren sie 1765, in Oesterreich 1775 eingeführt). 1863 wurden auf einer landwirth- schaftlichen Ausstellung in Vermont auf einen Schafbock K 1400 ge­boten und 3 andere zu K 1000 pr. Stück verkauft, sowie der Besitzer einer aus 200 Merinos bestehenden Heerde ein fast fabelhaft schei­nendes Angebot für dieselbe zurückwies. Auf derInternat. Land- wirthschaftl. Ausstellung" zu Hamburg 1863 gewann Herr Camp­bell, der sich mit einer aus den Fluren der grünen Berge Vermonts aufgezogenen kleinen Schafheerde wagte, mit den Heerden der in Deutschland gezüchteten Thiere zu concurriren, den Preis. Die zwölf Amerikanerinnen siegten über 1762 Concurrenten und am Schlüsse der Ausstellung wurden sie um S 5000 verkauft.

Trotz alledcm wird, zumal in Folge des amerikanischen Krieges eine noch immer allenthalben mehr oder minder anhaltende Stockung in der Baumwollproduction vorhanden ist, noch immer nicht so viel Wolle producirt, um den Bedarf vollständig zudecken. Deshalb hat auch der Verbrauch von Lumpen- oder Flockcnwolle so sehr zugenom­men, daß alljährlich gegen 50 Mill. Pfd. Shoddy- oder künstliche Wolle producirt wird, um als Substitut für natürliche Wolle in verschiedener Art und Weise verwendet werden zu können.

Die Schafzucht wird deshalb sowohl in Bezug quantitativer, wie qualitativer Wolle immer ein sehr lohnender Zweig der land- wirthschaftlichen Viehzucht bleiben.

132. Die Seidenzucht. Es dürfte in der That kaum einen Zweig in der Landwirthschaft geben, welcher in kürzerer Frist die aufgewendete Arbeitskraft in baar Geld verwandelt, als die Sei­denzucht. Denn so weit der Maulbeerbaum gedeiht, und die nöthi­gen Arbeitskräfte vorhanden sind, erweist sie sich als eine der gewinn­bringendsten Production, welche die auf sie verwendete Mühe und Kosten in kaum zwei Monaten reichlich entschädigt. Und sie darf um so mehr empfohlen werden, als die Erfahrung bewährt, daß Seide in den gemäßigteren Klimatcn erzeugt, mehr Elasticität des Fadens, mehr Glanz und Weichheit besitzt, als jene heißerer Länder. In manchen Ländern bildet die Seidenzucht deshalb einen Haupterwerbs-