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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Die Seidenzucht. Der Futterbau.

welche in Californien gewonnen wird, soll besser sein, als die europäische; denn die Fruchtbarkeit des Bodens und die Trockenheit der Atmosphäre begünstigen das Wachsthum des Maulbeerbaumes und geben dem Erzeugnisse eine delikatere Qualität. Aber auch hier mangeln nur billige Arbeitskräfte und hat sohin diese Industrie eben keine glänzende Aussicht.

135. Der Futterbau. Einen solchen ausgedehnten und loh­nenden Kreis bietet die Landwirthschaft der menschlichen Thätigkeit dar, daß es nicht möglich ist, dieselbe in genau abgegrenzten Abthei­lungen zu besprechen. Denn sie ist zu enge verbunden mit der Vieh­zucht und dem Halten verschiedener Hausthiere, wie sie eine Menge sogenannter landwirthschaftlicher Gewerbe geschaffen hat und unmit­telbar sowohl manchen Zweig der Kleinindustrie erhält und in die Großindustrie hinübergreift, ja derselben in vielen Fällen zur Basis dient. Dies ist denn auch die Ursache, warum wir nach einer zwar wohl zu rechtfertigenden Abschweifung, nachdem wir die Zucht man­cher Nutz- und Hausthiere abgehandelt haben, wieder auf unseren Ausgangspunkt, die Landwirthschaft, wie sie in Ackerbau und Vieh­zucht verbunden sich repräsentirt, zurückgehen und dort wieder auf's neue anknüpfen müssen.

Wir haben bereits S. 329 von der Nothwendigkeit gesprochen, daß der Bauer nunmehr auf umfangreicheren Futterbau bedacht sein soll, und haben auch die Ursache dieses Bedürfnisses dortselbst ange­deutet.

Mannichfaltigkeit der Nahrungsmittel bis zu einem gewissen Grade ist für den Menschen nicht nur, sondern auch für die vollkomm- neren Thiere ein Bedürfniß und gehört zu deren Wohlsein. Nicht alle Pflanzen, welche das Hauptnahrungsmittel unseres Viehes bilden, enthalten alle nothwendigen Nahrungstheile und bei Weitem nicht in gleichem Verhältniß; außerdem enthalten viele zugleich Stoffe einer schwächeren oder stärkeren medicinischen Nebenwirkung und sollten darum nicht im Uebermaß gegeben werden. Viele der niede­ren Thiere sind freilich auf ein einziges Nahrungsmittel angewiesen; so nimmt die Tabaksraupe zeitlebens nichts als das giftige Blatt der Tabakspflanze zu sich und gedeiht nur zu gut dabei; der Amei­senlöwe frißt nichts als Ameisen mit ihrem ätzenden Safte rc. Aber schon einen Vogel im Käfig darf man nicht mit einerlei Art von Körnern füttern; denn man giebt einem Canarienvogel z. B. doch mitunter fein zerhacktes Eiweiß oder zartes Fleisch. Das Huhn und das Schwein kann von Körnern und Pflanzennahrung allein nicht gedeihen, sondern verlangt zugleich Würmer oder anderes Fleisch. Bei Schweinen entsteht, wenn man ihnen dies vorenthält und ihnen nicht die Küchenabgänge rc. reicht, oft eine solche unwiderstehliche Gier nach Fleisch, daß sie Hühner, Enten, Gänse, ja ihre eigenen Jungen erwürgen und auffressen. Auch Pferde, Rindvieh und Schafe