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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Futterbau.

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der Klee seine Gegner, und die mit zäher Anhänglichkeit am Alten haltenden deutschen Bauern eiferten heftig gegen seine Einführung, da er den alten Schlendrian der Brachwirthschaft zu bekämpfen drohte. Doch heut zu Tage hat er die Brache großenteils überwunden und die Saat des Feldes von dem beschränkenden Einflüsse der Wiesen- kolonien befreit, das Gesetz des Fruchtwechsels in seiner Einführung unterstützt, und die Viezucht genöthigt, dem Ackerbau als Maschine zur Eintauschung seiner Erzeugnisse für Dünger zu dienen. Man kennt in Mitteleuropa an 50 verschiedene Kleearten, worunter der rothe Klee, die Luzerne, der Bitter- und Süßklee die vorzüglicheren sind. Schon im 16. Jahrhundert war der Anbau des Wicscnklees in Oberitalien verbreitet. Von Spanien und Italien wanderte er nach dem Rhein und Belgien, aber trat erst seit Mitte des 18. Jahrhun­derts als selbstständige Frnckt auf.

Um dem Viehe gemischte Fütterung zu geben, werden auch ver­schiedene Wurzel- oder Behackfrüchte hiezu verwendet, wie untererdige Kohlrabi (Steckrüben), Möhren oder Carotten, weiße Rüben, Man­goldwurzeln (eine Art Zuckerrübe, in manchen Gegenden auch Dick- wurzel genannt) und Kartoffeln, insbesondere aber Artischoken (Erd- äpfel), welche man eigens als Viehfutter baut.

Im Baue der meisten dieser Behackfrüchte wird die Hülfe der Frauenarbeit in Anspruch genommen, wie mit dem Versetzen der Pflanzen, mit dem fleißigen Ausjäten des Unkrautes, dem Behäufeln der Pflanzen, dem Abrechen von zu üppig aufschießendem Kraute hieran, der Einernte, dem Zerstoßen, Zerquetschen und Kochen zur Verfütterung u. s. w.

Aber auch diese Fütterungsmittel dürfen dem Viehe nur in gu­tem und unverdorbenen Zustande gegeben werden. Mit Schimmel bedeckte, faule Futtermittel sind bei Wiederkäuern die Gele­genheitsursachen zu fauligen Lungen- und Leberleiden, bei Pferden zu Rotz und Wurm und zu Lungenschwindsucht. Wirkt gleichzeitig schlechtes Wasser ein, oder giebt man die verdorbenen Futter­mittel während eines heißen Frühherbstes u. s. w., so tritt der Milz­brand ein. Die durch Fäulniß zerstörten Futterstoffe in unschädliche umzuwandeln, ist übrigens unmöglich. Und wie die schimmeligen, fauligen, mulstrigen, so wirken auch die befallenen und namentlich die mit Rost behafteten vegetabilischen Futtermittel ungünstig, ja so­gar oft tödtlich auf das Leben der damit gefütterten Thiere ein. Deshalb sollte man solche Futtermittel lieber gar nicht zur Füt­terung verwenden, oder sie doch wenigstens vorher gut waschen und wieder trocknen, verschlämmtes Futter aber dreschen und gut aus­schütteln.

Auch Stroh, Laub, Kartoffeln, Obst, Körner, Leinsaamen, Oel- kuchen, Melasse, Preßrückstande von der Rübenzuckerfabrikation, Malz­körner, Trcbern, Trestern, Branntweinspühlicht u. s. w. werden ver­füttert.