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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Handelspflanzen. Lein- oder Flachsbau. 397

4) Pflanzen zu verschiedenen technischen Zwecken, wie Cicho- rie, Caffee Stragel, Schwarzkümmel, Siebenzeiten, Seifenkraut, Ka- nariensamen, Hirse, Mais und die Quiroa. (Hirse und Mais haben wir bereits unter den Kornarten aufgezählt).

Vom Ahornbaume, Shorgum (oder chincs. Zuckerrohr) und Be- scnwälschkorn, werden wir nur der Anregung wegen etwas Näheres besprechen, damit deren Benutzung etwa auch in unserem Klima mehr versucht werden möchte.

Der Anbau der Handelspflanzen gewährt nicht nur dem Land­wirthe, der einen Theil seiner Ländereien demselben widmet, in der Regel beträchtlichere Vortheile, als der Getreidebau, sondern es hängt von demselben hauptsächlich auch das Gedeihen jener Gewerbe ab, welche sich mit der Zubereitung und Anwendung der Pflanzenstoffe beschäftigen. Ein großer Theil dieser Gewächse erfordert aber einen beträchtlichen Dünger-aufwand, weshalb die Förderung der Viehzucht vor Allem vorausgegangen sein muß. Denn sonst hat der Landwirtb, da die Handelsgewächse verhältnißmäßig zu jenem nur weniges Ma­terial zur Gewinnung neuer Düngerwerthe gewähren, bevor er zum Anbau solcher Pflanzen schreitet, wohl zu erwägen, ob solches nicht etwa zum Nachtheile seiner Wirthschaft gereichen könne, oder ob und wie er Gelegenheit zum Ankaufe des nothwendigen Düngers habe. Auch muß je nach der Wahl der zu bebauenden Pflanzen auf Klima, die örtliche Lage und die Eigenschaften des Bodens Rücksicht genom­men und ob zur nothwendigen Zeit die erforderlichen Arbeitskräfte vorhanden sind, endlich ob ein leichter und gesicherter Absatz der er­zielten Produkte zu angemessenen Preisen zu erlangen ist.

137. Der Lein- oder Flachsbau. Die Zahl der Pflan­zen, welche Fibern haben, die man verweben kann und mithin zur Produktion von Bekleidungsgegcnständen u. dergl. dienen, wäre eigentlich ziemlich groß. Aber nur wenige derselben besitzen (mit Ausnahme der in Bengalen vorzüglich zu Geweben verwendeten Jute) all' die erforderlichen Eigenschaften; daher ein großer und mächtiger Theil unserer Industrie bis auf den heutigen Tag von derselben Pflanze abhängt, welche in den frühesten Zeiten schon die Spindeln und Stühle Babylons und Egyptens versorgt hatte. Denn Lein oder Flachs sind in der That Dinge, an welche sich ein ganzes Stück Menschen­geschichte knüpft.

Von den Produkten des Pflanzenreiches ist ja unstreitig die Faser oder Zellulose eines der wichtigsten, in technischer sowie auch in kulturhistorischer Beziehung. Und zu allen Zeiten, auf den ver­schiedenen Stufen der Kultur stehend, hat der menschliche Scharfsinn die vegetabilischen Faserstoffe zu den verschiedenartigsten Zwecken zu benutzen und zu verwenden gewußt. Darum, wenn man heute von den Erfolgen, den Triumphen des menschlischen Erfindungsgeiftes spricht, so muß man die Pflanzenfasern unter den Stoffen anführen, an wel-