Der Lein- oder Flachsbau.
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der Fläche des Brettes herabhängt, — während die linke Hand den Flachs eben festhält, führt die Rechte das Schwingmesser, wie vorerwähnt, ein 1H—2 Fuß langes, gerades, schwertartiges, an den langen Kanten zugeschäftes, mit einem Griffe versehenes Stück Holz, mit dem man, parallel zum Brette, senkrechte Schläge giebt, um den Flachs gleichsam auszustreifen. — Beim Flachsschwingen kann eine geübte und fleißige Person in einer Tagesarbeit 7—10 Zollpfund reingeschwungenen Flachs durch die gewöhnliche Handschwingerei herstellen.
Soweit ist in der Bereitung des Flachses ländliche Frauenarbeit fast ausschließlich in Anspruch genommen; ja, dieselbe erstreckt sich auch noch, wenigstens insofern der Flachs bisjetzt noch in manchen Gegenden zum Selbstverbrauche gewonnen und »zubereitet wird, auf weitere Verrichtungen.
Insofern derselbe aber zum Verkaufe producirt wird, Pflegt auf dem Lande seine Behandlung nur bis hieher zu gehen, und bestehen bereits eigene Flachsbereitungsanstalten, welche den Flachs, wenn er geschwungen ist, oder auch schon ««gehechelten Flachs, aufkaufen, und ihn dann weiter bereiten. Ja, manche dieser Geschäfte gehen selbst so weit zurück, demselben die ganze Prozedur der Zubereitung zu widmen, welche er zu erfahren hat von seiner Hinwegnahme aus der Mutter Erde, bis zu dem Produkte, aus welchem dann das Gewinnst gewonnen werden kann.
Die nächste Prozedur ist das Hecheln, und dasselbe hat einen dreifachen Zweck: es bewirkt die Spaltung der Flachsfaser in ihre feinsten Theile, sondert die gar zu kurzen Fasern, welche weniger zum Spinnen tauglich sind, ab, und legt die langen Fasern gleich und Parallel. Die dazu dienende Vorrichtung, die Hechel, ist ein Brett- chen, welches mit aufwärts stehenden scharfen Eisen- oder Stahldrahtstiften (Hechelzähne oder Hechelnadeln), besetzt ist, deren Fabrikation in England einen nicht unerheblichen, den Nähnadeln ähnlichen Industriezweig abgiebt. — Das Verfahren Hiebei ist einfach. Die Arbeiterin wirft ein Flachsbüschel, das sie mit der rechten Hand nahe an der Mitte der Länge hält, auf die Spitzen der groben Hechel und zieht es darüber hin, während die Linke jenseits die Hechel hält, den Flachs damit auffängt und ausbreitet, sowie einem zu tiefen Eindringen desselben zwischen die Zähne vorbeugt. Man gebraucht mehrere Hecheln, mindestens zwei; und zwar zuerst gröbere, dann feinere (mit enger stehenden Stiften). Deim Durchziehen des Flachses durch die Hechel bleiben Unreinigkeiten, kurze und abgerissene Fasern als Werg in und hinter den Hechelzähnen zurück, und es ergiebt sich desto mehr Werg, je öfter diese Arbeit in immer feiner (enger) werdenden Hecheln wiederholt wird; ja nicht selten ist der Abfall so bedeutend, daß von einem Pfunde gehechelten und geschwungenen Flachses kaum 4—5 Loth feiner, langer und fester Fasern übrig bleiben. — Gehechelter Flachs kommt dann schon in den Handels-