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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Zuckerbau.

Die einfachste Behandlungsweise dieser schönen Naturgabe besteht darin, daß man das Rohr kaut und den Saft aussaugt. Und in dieser Weise werden auch in den Ursprungsländern unglaubliche Men­gen Rohr consumirt. Ganze Schiffsladungen werden davon zu die­sem Zwecke täglich auf die Märkte von Manilla und Rio Janeiro gebracht. Auch in New Orleans wird es in Massen feilgeboten. Auf vielen Inseln des stillen Meeres hat jedes Kind ein Stück Zuckerrohr in Händen, und in den ostindischen Colonien werden die Neger bei der Zuckerernte durch den häufigen Genuß desselben förmlich gemästet. Denn der Saft des Zuckerrohres ist in der That sehr nahrhaft, da er eine nicht unbeträchtliche Menge Pflanzeneiweiß enthält, das aber beim Verarbeiten in Zucker verloren geht; weshalb der reine Zucker eigentlich keine nährende Eigenschaften hat, sondern nur die natür­liche Wärme des menschlichen Körpers bewahren und den Magen gut verdauen hilft, wenn er mäßig genossen wird.

Die jährlich in den Welthandel kommende Menge von Rohr­zucker soll 25 Millionen Centner übersteigen. Hiezu tragen die eng­lischen Colonien 6 Millionen, Cuba 8 Millionen, die französischen Colonien 3 Millionen, Brasilien 1H Millionen und die holländischen Colonien 2 Mill. Centner bei. Im Jahr 1860 betrug die Zucker­ernte des Staates Louisiana (Nordamerika) allein 226,753 Oxthoft, und war, einschließlich 18,414,550 Gallonen Syrup, K 24,988,000 werth. Auch Liberia, die Colonie freigelassener Neger, producirte i. I. 1866 bereits für 4,211,000 Livre Zucker und führte davon für 2 Mill. Livre aus die grundlose Behauptung praktisch wider­legend, daß der Zuckerbau nur in Verbindung mit der Sklaverei der Schwarzen möglich sei. Der Verbrauch des Zuckers als eines wichtigen Genußmittels ist bei den verschiedenen Völkern ungleich, bei den meisten aber im Steigen begriffen. Man hat berechnet, daß der jährliche Zuckerverbrauch pr, Kopf beträgt: in Rußland 1, in Oester­reich 3j, in Spanien 5, in Irland 5^, in Deutschland 6 , in Frank­reich 9, in Belgien 10, Holland und die Ver. Staaten von Nord­amerika 18, in England und Schottland 24, auf Cuba 60 und in Venezuela 80 Pfd. Einer neueren Berechnung entnehmen wir, um die Steigerung dieses Verbrauches nachzuweisen, nur von nachstehen­den Ländern die Höhe des Consums: im Zollvereine rechnet man auf jeden Einwohner 6 , 54 , in Frankreich 12,und in England 33,Pfd. Durch die Eroberungen der Araber und die Kreuzzüge wurde der Genuß des Zuckers in Europa verbreitet.

Bei der Einernte des Zuckerrohrs wurden und werden Neger­mädchen beschäftigt, die von den Wagen herbeigeführten Bündel Zuckerrohrs zur Mühle zu tragen und das ausgepreßte Rohr aufzu­lesen, in der Sonne auszustreuen und zu trocknen, um es dann wie­der zu sammeln und als Brennmaterial aufzubewahren. In der großen Sonnenhitze jener Gegenden ist dies allerdings eine sehr be­schwerliche Arbeit.