Der Zuckerrübenbau.
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141. Der Zuckerrübenbau liegt uns zwar näher, als die Schilderung des Baues rc. des Zuckerrohrs; aber es war unmöglich, dieses Thema mit Stillschweigen zu umgehen, um so mehr, als wir nachgewiesen haben, wie in der Behandlung des Zuckerrohres ebenfalls Frauenarbeit vorkommt, und die Verrichtungen der armen Negerinnen gleiches Recht haben, in dem großen Bilde, welches wir von der Frauenarbeit zu entwerfen im Begriffe sind, ihre bescheidene Stelle zu finden, gleichwie die Arbeit der Nähterinnen, dieser weißen Sclavinnen, oder die Beschäftigung sonst eines Frauenzimmers. Arbeit ist eine Ehre und sie vertheilt ihre Orden ohne Abstufungen und ohne Unterschied an Jede Person, die sich derselben würdig macht, mit gleicher Gerechtigkeit aus.
Die Zucker- oder Runkelrübe (Dickrübe, Mangold-, Zuckerrübe, Stummel, Turnips) ist die Wurzel einer zweijährigen Pflanze, die am Meeresstrande des südl. Europa's wild wachst und von welcher Blätter wie Wurzeln als ein seit alter Zeit stark benütztes Viehfutter galt. Auch zur Branntweinfabrikation, zur Mußbereitung, als Kaffeesurrogat verwendet man sie. Runkelrübenblätter sind im jungen Zustande, wie Spinat gebraucht, ein sehr gutes Gemüse. Desgleichen macht man Runkelrübenbrod, und die rothe Rübe (in der Schweiz Rahnen oder Randen) dient, in Scheiben eingelegt, als Salat. — Diese Rübe gewinnt jetzt eine immer größere Bedeutung und Wichtigkeit, seitdem sie als Zuckermaterial benutzt wird (die Geschichte der Runkelrübenzuckerfabrikation wird in einem späteren Artikel mitgetheilt werden). Es giebt sehr zahlreiche, in einander übergehende Abarten der Runkelrübe. In der Zuckerfabrikation wird jedoch in Deutschland und Oesterreich zumeist die „weiße schlesische Rübe" benutzt. Außerdem werden auch die große französische Feldrübe und die gelbe Runkelrübe, sowie die sibirische Rübe zur Zuckerbereitung angewendet, einem Gewerbe, welches so nahe mit dem Landbau, dem es den höchsten Bodenertrag vermittelt, verwandt ist und daher nur zur Förderung des letzteren beiträgt.
Sogenannter milder Boden, fruchtbar lehmiger Sandboden, welcher eine tiefe Bearbeitung gestattet, und weder zu naß ist, noch zu sehr austrocknet, liefert die besten Rüben.
Die Runkelrübe verlangt eine fleißige Bearbeitung. Namentlich muß der Boden recht locker gehalten werden, damit die Rübe sich ausdehnen kann. Das Aussäen geschieht mit der Säcmaschine. Nach 4—6 Tagen muß man die Pflänzchen durchgehen und ordnen, die überflüssigen ausreisten oder abzwicken. Einige Wochen später müssen sie gehäufelt werden. Anfangs Oktober ist die Zeit der Einernte mit der Hand und dem Spaten, wohl auch mit der Haue und dem Pfluge, wobei aber manche Rübe verloren geht. Die geernteten Rüben bringt man, wenn man sie nicht unmittelbar an die Zuckerfabriken verkaufen, sondern selbst benützen will, Morgens in Gruben und bedeckt sie Mittags mit Reisern, Stroh und Erde. Am besten