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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Zuckerrübenbau.

ist, man macht mehrere solcher Aufbewahrungslöcher, aber kleine, die so viel enthalten, als man zu Hause gleich zu verwenden gedenkt oder aufbewahren kann. Diese Löcher dürfen nur in durchaus trockenem Boden gemacht werden, die aufgeschüttete Erde soll eine Erhöhung, etwa wie ^ zeigt, bilden und mit Abzugsgräben umgeben sein, daß der Regen ablaufen kann und das Wasser nicht in die Gruben dringt, in welchem Falle die Rüben faulen würden.

Der Rübenbau nimmt immer mehr zu, und Preußen z. B. hat in seinen alten Provinzen i. I. 1866 nicht weniger als 25,778,184 Centner Rüben zu Zucker verarbeitet, außerdem im ehemaligen König­reich Hannover 397,855 Ctr. und im ehemaligen Kurfürstenthum Hessen 22,566 Ctr. Im Jahr 1863 wurden im Zollverein 36 Mill. Centner Rüben zu Zucker verbraucht. In Oesterreich werden über 18j Mill. Centner Zuckerrüben gezogen und 144 Mill. Ctr. hievon im Lande selbst verarbeitet.

Die Rübenzuckerfabrikation ist ein Industriezweig, in welchem England nicht mit in die Concurrenz treten will, und die englischen Farmer sind klug genug, sich nicht mit dem Baue der Zuckerrübe ab­zugeben. Denn die englischen Colonien können den Zucker stets vortheilhafter liefern, als das Mutterland ihn aus Rüben zu ziehen im Stande ist. Dagegen ist es keine Frage, daß der Rübenbau in Deutschland verhältnißmäßig Beachtung findet. Denn noch ein gar arges Vorurtheil steht der Rübencultur entgegen, und Leute, welche nur an einen engen Gesichtskreis gewöhnt sind und sich nim­mer mehr über denselben hinauswagen wollen, erheben großen Lärm darüber, daß man eine große Menge des besten Bodens zur Zucker­gewinnung verbrauche, während doch Brot nöthiger als Zucker sei. Es ist auch die Aufgabe dieses Buches, den Vorurtheilen, welche sich gegen die Arbeit und namentlich gegen die Industrie, gegen allen Fortschritt stemmen wollen, entschieden entgegenzutreten und sie mög­lichst zu zerstreuen. Deshalb glauben wir hier über diesen Einwand um so weniger weggehen zu dürfen, als uns in Spamcr's mehr- erwähntem trefflichen Werke, das ähnliche Tendenz verfolgt, eine Dar­stellung schon vorliegt, welche auf das bündigste und deutlichste zu diesem Zwecke dient.

Die neuesten statistischen Uebersichten heißt es dort geben an, daß z. B. in Preußen, dessen Bevölkerung früher noch etwa zu 19 Mill. Menschen anzunehmen war, jährlich auf den Kopf 8 Psd. Zucker gerechnet wurden, was also gegen 14 Mill. Centner ergab. Ziehen wir nun diesen ganzen Verbrauch in Betracht, so bedarf man, um die zu dessen Erzeugung nöthigen Rüben zu bauen, nach mäßi­gen Durchschnittssätzen etwa 130,000 Magdeb. Morgen, das sind in runder Summe gegen 6 Meilen Land. Es sind aber nunmehr im preußischen Staate 46 Millionen Morgen Getreideland der Cultur unterworfen das sind 21114 s^Meilen. Zahlen sprechen!

Jene Fläche von 130,000 Morgen ist zwar alljährlich erfor-