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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Hopfenbau.

legte hier mit größtem Erfolge Hopfengärten an, die bald in vielen Theilen Bayerns nachgeahmt wurden.

Man findet in Spalt die Hopfenpreise bereits in den Stadt­büchern vom Jahre 1409 aufgezeichnet. Der Stadtmagistrat über­wacht noch immer das sämmtliche Spalter Hopfenerzeugniß, d. h. Alles, was davon zum Handel kommen soll, wird von ihm geprüft und, wenn es gute Waare ist, mit einem äußeren Merkmale der Güte, welches öffentlichen Glauben hat, versehen, so daß sich der Käufer aus's sicherste darauf verlassen kann, daß er wirklich preis- würdigesGut" erhält. Gegenwärtig gehört die Hopfenpflanze neben dem Tabak zu den wichtigsten gewerblichen Pflanzen Bayerns, deren Cultur für ausgedehnte Distrikte (in Mittelfranken: Lauf, Hers­bruck, Altdorf, Spalt, Langenzenn, Neustadt; in Ober- und Nie- derbayern: die Holledauer Gegend und Wasserburg; in Schwaben: Memmingen rc.) eine Quelle nachhaltigen Wohlstandes geworden ist. Der Mittelpunkt des Weltverkehrs dieses Products auf dem Conti- nente ist Nürnberg. Die Hopfenproduction Bayerns hat sich auf 200,000 Ctr. erhöht. Durch rationell construirte Darren und durch zweckmäßiges Packen in Verbindung mit mäßigem Schwefeln (wohl zu unterscheiden von betrügerischem Schwefeln verdorbenen Hopfens) ist es nach und nach dem bayerischen Hopfen gelungen, eine Rolle auf dem Weltmärkte zu spielen. Auch hat Hr. Fr. I. Ficken tscher von Negensburg auf der Münchener Industrieausstellung die Zweck­mäßigkeit des Verfahrens, den Hopsen behufs seiner bequemen Trans- portirung und längeren Erhaltung evident nachgewiesen. Bei einer reichen Zweidrittel-Ernte von 150,000 Ctr. und dem Durchschnitts­preise von 100 fl. pr. Ctr. berechnet sich für die Hopfenbauer Bayerns immerhin die anständige Einnahme von 15 Mill. Gulden!

Ein weiterer Concurrent im Hopfenbau ist besonders auch Baden, dessen Hopfenbaugesellschast auf der Industrieausstellung zu Paris ein recht interessantes Modell der amerikanischen Art derhori­zontalen" Hopfengärten geliefert hat; desgleichen Hessen-Darmstadt (Mainz), Würtemberg (dessen Hauptstapelplatz Tübingen ist und das in Metzingen einen sehr thätigen Hopfenbauverein besitzt, der Muster- Ausstellungen veranstaltet, um den Verkauf bequemer zu machen), Preußens Rheinlande und die Provinz Posen (u. A. in Bonn mit einem Hopfcnbau - Vereine). Würtembergs Produktion wird auf 15,000 Ctr. und Preußens auf 40,000 Ctr. angeschlagen. Auch im Elsaß nimmt der Hopfenbau bedeutend zu und werden jetzt dort etwa 10 Mill. Frcs. damit umgeschlagen. Belgiens hopfenbauende Distrikte sind Alost und Poperinghe, und seine Hopfenerzeugung schätzt man auf 60,000 Ctr. Das größte Hopfenland ist aber England, wohin die Pflanze während der Regierung Heinrichs VIH. von Hol­land aus gebracht worden war, mit einer Produktion von 600,000 Ctr. Die Distrikte, in denen besonders der Hopfen cultivirt wird, umfas­sen einige der besten Farmcreiländer. Die Hopfenernte wird dort