Der Hopfenbau.
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als eine der lohnendsten betrachtet, und der Hopfen gilt als eines der wichtigsten Erzeugnisse der Landwirthschaft. In der Grafschaft Kent, im Südosten Englands, treibt man den Hopfenbau so schwunghaft, daß selbst die böhmische Cultur dieses Produktes dagegen unbedeutend erscheint. Der reichste Eigenthümer von Hopfengärten ist daselbst Herr Ellis in East Forleigh, ein wahrer englischer Hopfenkrösus; denn seine Ernten werden oft auf 200,000 A (nahe an 1H Mill. Thaler) geschätzt.
Amerika producirt in guten Jahren gegen 300,000 Ctr. Der amerikanische Hopfen ist jedoch an Güte sehr ungleich.
Die alte Manier des Hopfenbaues ist bekannt, bei welcher man die Pflanzen, an hohe Stangen sich rankend, hinauswachsen läßt. Aber in Amerika haben sie schon längst eine bessere Methode, den Hopfen zu ziehen, gefunden, welche sich auch in England bewährt hat, und, wie es scheint, bereits in Deutschland, z. B. in Baden, Anerkennung findet. Diese Methode, Hopfengärten anzulegen, besteht darin, daß man jeder Hopfenpflanze einen ca. 7 Fuß hohen Pfahl, am besten eine vierkantige Latte giebt, welche man mit Kohlenthcer anstreicht und 1 Fuß tief in den Boden steckt. Diese Pfähle (Latten) werden nunmehr der Dicke und der Breite nach mit Schnüren verbunden (bestehend aus gut gezwirnten Wollen-, Hanf- oder Flachsgarn) oder mittelst Draht, und an denselben sodann die Hopfenreben hingeleitet.—Ein solcher Hopfengarten, den man einen „horizentalen" nennt, weil man die Reben horizontal und nicht der Höhe nach (vertikal) an Stangen wachsen läßt, kommt viel billiger, als ein solcher nach alter Manier zu stehen, und — kann großentheils von Frauenspersonen besorgt werden. Schon der Unterschied der Kosten für den Ankauf und die Bearbeitung der hohen Stangen eines Hopfengartens nach altem Brauche, und der einfachen Latten, welche man von dem Abgänge in Brettermühlen wohlfeil gewinnen kann und blos mit Kohlentheer anzustreichen braucht, ist so groß, daß die amerikanische Methode ohne weiteres den Vorzug verdient. Dann aber kommt hauptsächlich in Anbetracht, daß die Arbeit in den sogenannten horizontalen Hopfengärten viel einfacher ist, der Hopfen schneller zeitigt und die Einlese der Reben so geschieht, daß die Ranken nicht, wie früher, abgeschnitten zu werden brauchen und mithin die Gefahr vermieden wird, daß die Hopfenpflanzen sich „verbluten" können. Ebenso wird, was erwiesen ist, die Qualität des Hopfens in horizontalen Hopfengärten eine bessere, als in jenen, in welchen sie an Stangen emporkriechen müssen.
Von der Sorgfalt, mit welcher der Hopfen bei der Ernte gepflückt wird, um die Dolden ganz zu erhalten, und von der Ge- schicklichkeit des Trocknens derselben hängt viel bezüglich der Güte des Products und des Preises ab, der sich aus demselben erzielen läßt. Das erstere, das Hopfenpflücken, wird größtentheils der Frauenarbeit überwiesen. Im „Bazar" Nr. 46, 1866 befindet sich ein anmuthi-
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