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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Hopfenbau.

ges Bild einer solchen Hopfenernte in Bayern (das auch ganz so in Spamer's Buch aufgenommen ist). Von dem Texte zu diesem Bilde finden wir aber sehr wenig, und dies Wenige imBazar" giebt folgende kurze Schilderung dieses ländlichen Vorkommnisses, das auf den Gütern einer alten, einsam dastehenden Dame spielt, deren Sitz ein altes Schloß ist, und deren Reichthümer und Einkünfte die Hopfen­gärten bilden.

Dann kam der Herbst, kam die Hopfenernte. Welch' ein Leben und Lärmen in der sonst so stillen Landschaft! Die Ranken wurden etwas über der Erde abgeschnitten, die Stangen säuberlich aus dem Boden gezogen und die Ranken von ihnen befreit. Zwischen den Hopfengärten und dem Dorfe ging es hin und her mit den dort ge­füllten und hier geleerten Körbchen. Im Schloßhofe aber und auf der Terrasse, im Flur und Thorwege saßen zwischen einer grünen Wildniß Mägde, Frauen und Kinder und pflückten die hellgrünen, klebrigen Zapfen von den Ranken. Und überall wiederholte sich dies Bild. Als wir in später Nacht von einem Besuche der Gutsnach- barcn durch das Dorf fuhren, waren alle Bewohner noch wach, und durch die Fenster in jedem Hause sah man beim Scheine eines Herd- feuers oder Kienbrandcs die Familie eifrig mit dem Pflücken und Sortiren der Hopfendolden beschäftigt. Ein süßer, betäubender Ge­ruch erfüllte die Lüste, durchzog das ganze Schloß und die schaurig­stillen Rittersäle, die geheimnißbrütenden Corridore wurden zu mei­nem Entzücken plötzlich der Luft und dem Lichte geöffnet, um eine heitere Kehrseite der Romantik, die ich damals noch nicht zu finden wußte als Hopfendarre zu dienen."

In England wandern ganze Familien armer Leute zur Zeit der Hopfenernte von Ort zu Ort: kleine Kinder, junge Mädchen, Greise und Jünglinge, um Hopfen zu pflücken, der dort in großen Gärten gezogen wird. Die Löhne der Hopfen pflückenden Personen wer­den jedesmal auf einer Versammlung der Hopfenzüchter ausgemacht und betragen durchschnittlich so viel, als drei amerikanische Dollars ausmachen, für die Person, welche etwas zu leisten vermag.

In Amerika wird besonders im Mohawk-Thale, in den Graf­schaften Herkimer und Oneida (N. Zj.), viel Hopfen gezogen. Or­dentliche Jungen und Mädchen aus der Umgegend pflücken den Ho­psen. In den horizontalen Hopfengärten (bei deren Anlage haupt­sächlich Frauenarbeit zulässig ist, indem sie die Pflanzen einsetzen, häu­feln, die Insektenlarven absuchen, die Schnüre oder den Draht zie­hen, und die Ranken an den Schnüren leiten kann) wird der Ho­pfen von Mädchen ohne alle weitere Beihülfe in Körbe ge­pflückt. Da braucht es kein Abhacken der Ranken, Ausziehen und Abstreifen der Stangen, Einfahren der Ranken und all' das viele Durcheinander. Sondern die Mädchen mit ihren Körben beginnen ohne weiteres, und zwar an jenem Theile des Gartens, wo die Reise der Dolden am weitesten vorgeschritten ist, die Schnüre von