Der Hopfenbau. Der Tabaksbau.
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den Stangen zu lösen, so daß sie bloß noch von den Ranken gehalten werden. In Folge dessen hängen letztere so weit herab oder kann man sie soweit herabziehen, um die Dolden recht bequem in den Korb pflücken zu können. Ein erwachsenes Mädchen vermag sehr leicht die Schnüre von den Stangen herabzunebmen und die Ranken für die Anderen zum bequemen Abpflücken herabzuziehen. Das Ablesen muß nun möglichst rein geschehen und kein Hopfenbüschel von mehr als 3 Köpfchen darf in den Korb kommen, der von einer strengen und verlässigen Aufseherin umgeleert wird, und die, wenn sich ganze Hopfenbüschel oder gar Hopfenblätter darinnen finden, die unachtsame Leserin ohne weiteres anhält, den ganzen Korb sofort rein zu sorti- ren und auszulesen. Gute Hopfenpflückerinnen sind im Stande, 25 bis 30 Bushel in Einem Tage gut und rein zu pflücken; in der Regel bringen es jedoch die meisten Arbeiterinnen nur auf 15 bis 20 Bushel. — Die leeren Hopfcnranken werden an den Schnüren gelassen und sind sie endlich durch die Fröste abgestorben, werden sie von Mädchen von den Schnüren abgestreift und verbrannt, wobei die Eier der Blattläuse zerstört werden und die Rebe sich nicht mehr verbluten kann.
In Bezug auf den Einfluß dieser Beschäftigung auf die Gesundheit, meint die Vers., daß beim Hopfenpflücken Gefahr sei» naß zu werden und sich zu erkälten, und auch Krankheiten entstehen könnten, wie sie der Calomelgenuß nach sich zieht. — Wir führen dies nur an, um Aerzte rc. darauf aufmerksam zu machen. „Doch, bei einiger Sorgfalt — setzt sie hinzu — ist diese Beschäftigung nur gesund."
145. Der Tabaksbau. — Der Tabak, von dem französischen Gesandten Jean Nicot (1560) von Lissabon nach Paris gebracht, ist eine krautartige Pflanzengattung aus der Familie der Nachtschattengewächse, in Westindien heimisch und jetzt über die ganze Erde verbreitet.
Herodot, der alte griechische Geschichtschreiber, erzählt schon, daß die alten Scythen den Rauch eines auf glühende Kohlen geworfenen Krautes einsogen, und nach anderen alten Schriftstellern thaten dasselbe die Thrakier. Die alten Kelten sollen sogar schon das Schnupfen verstanden haben. — Auch in China war der Tabak schon von Alters her bekannt. — Wir haben dies Kraut der Entdeckung Ame- rika's zu danken. Die Spanier fanden, als sie unter Columbus auf der Insel Cuba landeten, die Eingebornen rauchend. Bon ihnen lernten es die i. I. 1516 eingeführten Negersclaven. Und dann erst traten auch die Weißen in die Reihe der Tabaksconsumenten.
Der Tabak hat nunmehr unter den Genußmitteln eine so unge- meine Ausdehnung gefunden und einen solchen Einfluß auf das Leben gewonnen, daß, wenn seine Bezugsquellen plötzlich stocken würden, die Wirren in Handel und Industrie viel größer zu sein drohten, als