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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Tabaksbau.

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Producenten befürchten, daß dies sehr ihrem Betriebe schaden werde. Obwohl wir kein Freund von Consumtionssteuern überhaupt sind, glau­ben wir doch, daß dem nicht also sein werde; sondern daß die Steuer viel eher den Handel und das Publikum treffen wird. Denn Hand in Hand mit der Besteuerung des inländischen Gewächses wird eine beträchtliche Erhöhung des Eingangszolles auf das ausländische Product gehen. Die Folge hiervon wird sein, daß der einheimische > Producent den Preis seiner Erzeugnisse erhöhen kann und ihm die Concurrenz erleichtert wird; daher er nichts zu fürchten braucht, son­dern hievon vielmehr Vortheil erwarten darf.

Oesterreich baut nahezu 2 Mill. Zollcentner Tabak in Ungarn, Siebenbürgen, an der Militärgrenze, in Galizien und der Bukowina, sowie in Tyrol. Frankreich hat in 18 Departements, nebst Algier, einen ansehnlichen Tabaksbau. Von den 36,000 Tonnen Tabak, der in Frankreich verarbeitet wird, sind 2324,000 Tonnen heimisches Erzeugniß. Auch Holland, Rußland, Schweden, Spanien und Eng­land haben einigen Tabaksbau. Die Gesammtzusuhr von ameri­kanischen Tabak nach Europa kann man mindestens auf 180 Mill. Pfd. rechnen. Die Insel Cuba erzeugt allein 36 Mill. Pfd. und schickt 10 Mill. Pfd. in Cigarrenform und 4 Mill. Pfd. in Blättern zu uns über's Meer, sowie Portorico 5 Mill. Pfd. und die Unions- staaten bei 90 Mill. Pfd.

Der Tabak gedeiht zwar fast überall; denn noch unter dem 62. Breitengrade kommt er in Europa vor. Allein auf seine Güte ha­ben Klima, Bodenbeschaffenheit, Höbe über der Meeresfläche, Dün­gung und Cultur einen großen Einfluß. Und wer sich mit dem An­bau des Tabacks befassen will, der sollte vorerst sich gut über die Beschaffenheit dieser Cultur unterrichten. Denn der Tabak saugt das Land sehr aus. Dies ist eine überall gleichmäßig gemachte Erfahrung. Denn nicht der Einzelne, sondern schon ganze Länder haben mit demsel­ben ihren Boden so ruinirt, daß er für lange Zeit unfruchtbar ge­blieben ist. Ein erfahrener Tabaksbauer sagt:Wer sich daher mit dieserhungrigen" Pflanze mehr als zur Spielerei einlassen will, der sehe sich vor, daß sie ihm selbst nicht die Schwindsucht an den Hals hängt. Er muß nicht nur einen von Natur reichen Boden besitzen, sondern auch eine Masse Dungmaterial zur Disposition haben, und zudem einen den Tabaksbau unterstützenden Fruchtwechsel ein­führen."

Es scheint das Tabaksbauen eine sehr einfache Sache zu sein; allein es beschäftigt trotzdem die Aufmerksamkeit des Pflanzers fort­während. Die Bearbeitung des Bodens während des Wachsthums; die Sorge, daß keine nachtheilige Stoffe, Erde oder dergleichen, auf die Blätter fallen; das Ersetzen anfänglich zurückbleibender Pflanzen durch kräftigere Exemplare, das Ausbrechen der Blüthenzweige und der Geizen, das Absuchen von Schnecken, Ungeziefer u. s. w.; kurz, eine Menge Verrichtungen und Beobachtungen machen die Tabakszucht