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Der Tabaksbau.
zu einer sehr mühevollen. — Sind dann die Blatter vom Felde eingebracht, wobei besonders darauf Acht genommen werden muß, daß möglichst wenig Beschädigungen vorkommen, so werden sie, des Trocknens wegen, mittelst einer Packnadel und Bindfaden aufgereiht, wobei darauf gesehen werden muß, daß sie nicht auf einander zu liegen kommen und zusammenkleben, weil an diesen Stellen das Austrocknen gehindert und die Farbe des Blattes eine ungleiche wird, auch in die noch sehr wasserreichen Blatter leicht Fäulniß kommen kann. — Haben dann die Blatter eine gleichmäßig braune Farbe erlangt und ist ihr Wassergehalt auf die nöthige Grenze (12 pCt.) herab- gegangen, was man daran merkt, daß die Blattrippen beim Knicken an der Biegungstclle keine Feuchtigkeit mehr zeigen, oder daß ein mit der Hand zusammengedrücktes Blatt wieder in seine ursprüngliche Form zurückzugehen versucht, so werden, bei trockenem Wetter, die Reihen abgenommen und die einzelnen Blätter sorgfältig neben einander in etwa 2 Fuß hohe Haufen gelegt, mit Brettern und Steinen beschwert und einige Tage in dieser Presse gelassen. Hierauf unterwirft man sie einer Sortirung, vereinigt sie in Bündel und nachdem man diese nochmals zusammengepreßt hat, kommen sie in den Handel und sind zur weiteren Fabrikation reif. Die amerikanischen Tabake kommen als viereckige, in Rindshäute eingenähte Ballen (Seronen) zu uns, und die Emballage ist bei ihnen ein nicht minder wichtiger Handelsgegenstand, als die Einlage.
Daß von den obengenannten Verrichtungen, namentlich dem Ab- köpfen der Stengel, noch bevor sich die Blüthenknospen gebildet haben, dem Entfernen der Geizen, der Ernte, dem Einsammeln der Blätter, Anreihen an Fäden, Aufhängen zum Trocknen, Sortiren und Glattstreichen beim Verpacken, Frauenarbeit mit eingreifen kann, ist selbstverständlich. In Frankreich sind — wie es in dem Berichte zur Industrieausstellung steht — mehr als 2000 Personen in den kais. Tabaksbau-Etablissements beschäftigt, von denen die Hälfte dem weiblichen Geschlechte angehört.
Der Beachtung müssen wir noch einen Punkt Hiebei empfehlen; nämlich den Einfluß, welchen die Behandlung des Tabaks auf die Gesundheit ausübt. Leuchs sagt in seinem „Haus- und Hülfsbuch für alle Stände" S. 12: „Der Tabak verbreitet, sowohl frisch als getrocknet, schädliche Dünste. Ein Beweis davon ist schon, daß man Fliegen oder viele Kerbthiere durch den Geruch desselben tödten oder vertreiben kann. In Ostindien will man die Bemerkung gemacht haben, daß die Bewohner von Dörfern, welche Tabak bauen, nicht so lange leben, als andere." — In Dr. Bock's und Dr. Reclam'ö Schriften, auch sonst nirgends, finden wir etwas Näheres darüber. Indessen möchte dieser Wink vielleicht doch sowohl Tausenden damit beschäftigten Personen deshalb nützen, etwa manchem Unwohlsein und mancher Krankheit auf die Spur kommen zu helfen; sowie Aerzte in Gegenden, in denen man viel Tabak baut, Anregung zu näheren