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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cultur der WeLerkarden.

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Untersuchungen und zur Anordnung von Vorsichtsmaßregeln dagegen zu geben.

116. Cultur der Webcrkarden. Diese sind die Blüthen- köpfe der Kardendistel. Sie werden von den Tuchmachern und Strumpfwirkern gebraucht, um das gewalkte Tuch rc. vor dem Schee- ren zu rauhen, d. h. dessen Fasern so aufzurichten, daß es besser ge­schoren werden kann. Die bei uns wild wachsenden Distelköpfe tau­gen zu diesem Zwecke nicht, sondern nur diejenigen, welche man von den besonders hiezu angebauten Disteln gewinnt. Man hat vielfach schon versucht, die Karden durch künstliche aus Draht rc. zu ersetzen, ist aber nicht zu befriedigenden Erfolgen bisher gelangt.

Die Webcrkarde wird unter die landwirthschastlichen Produkte gerechnet; sie darf aber nicht zu häufig gebaut werden; weil sonst der Markt bald damit überschwemmt und die Preise so fallen wür­den, daß die Kosten des Baues sich nicht mehr lohnen könnten. Der Weberkardenbau sollte deshalb mehr den Kleinbcgüterten überlassen bleiben.

Da, wo das hiezu passende Land (zäher und thoniger Boden, der durch tüchtige Bearbeitung und Düngung locker gemacht ist) vor­handen ist, lohnt sich der Kardenbau wohl. Der Samen wird im April oder Mai wie der von Gelbrüben oder Pastinaken, und zwar in Reihen bei einem Abstand von 3H Fuß gesteckt, worauf man im nächsten Frühjahre anderen dazwischen säet und ein- und zweijährige Pflanzen im Abstände von etwa 21 Zoll macht. Auch kann im ersten Jahre eine Wurzelfrucht mit gesaet werden. Sie bilden 46 Fuß hohe Kronen und Kolben, werden im zweiten Jahre umgehackt und durch neue Aussaat ersetzt. Das Erzeugniß eines amerikanischen Ackers schwankt zwischen 1200,000 Kolben (durchschnittlich 150,000). Die Zurichtung eines einzigen Stückes Wolltuch erfordert gegen 15002000 Kolben. Es wird daher ein Acker Land für 60100 Stück Tuch liefern.

Die Kolben werden mit einem gebogenen Messer geschnitten, wo­bei man die Stiele 8 Zoll lang läßt. Hiebei muß man mit Hand­schuhen versehen sein. 10,000 Kolben zu schneiden, ist eine gute Tagesarbeit. Die Kolben werden dann auf Brettergerüsten ausge­breitet, häufig umgeschüttelt und gewendet, damit sie gleichmäßig trocknen, und nach 3 Größen sortirt.Könige" sind die größten, welche auf dem Hauptstengel wachsen; diese sind steif und rauh. Mittel" sind die von nächster Größe und diese wachsen an den Spi­tzen der Zweige und sind am werthvollsten.Knöpfe" sind die klein­sten und werden für sehr feines Tuch benutzt.

Ehe man die Karden verwenden kann, müssen die Sporen, d. h. die steifen Hülsenausschnitte, welche an der Basis der Kolben sitzen, abgezwickt werden, was von Frauen und Knaben geschieht und mit 25 Cts. pr. Tausend bezahlt wird. Der Preis pr. Tausend stellte sich