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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Cultur der Weberkarden. Der Bau der Korbweide.

in Nord-Amerika (1866) auf K 2 bis K 2. 75, und sie werden in Kisten aus ßzölligen Brettern, ungefähr 3 Fuß 4 Zoll im Geviert und 6 Fuß lang, von Frauenspersonen zum Versandt gepackt.

Der Bau der Karden erfordert mehr trockene Witterung, weil das Wasser, wenn es die Kolben füllt, Fäulniß verursacht, ehe sie reif werden.

Obwohl auch in Deutschland gute Karden gebaut werden, so kommen doch die besten aus Holland und Frankreich; namentlich aus der Gegend von Avignon, welch' letztere noch einmal so theuer bezahlt werden, als die deutschen Karden. Deutsche Weberkarden werden in Schlesien (aus Avignoner Samen), in Sachsen (in der Gegend von Limmatsch nicht unerheblich), in Bayern (I. F. Ehrenbücher in Nürnberg und Leeds etablirt, erhielten auf der Internationalen Ausstellung zu Dublin 1865 eine Medaille für ausgezeichnet befun­dene bayerische Weberkarden), in Steiermark, Galizien und in Ober­österreich gebaut. Zn letzterem hat Herr C. F. Büttner in Steicregg seit 1827 diese Cultur eingeführt, und werden von da nunmehr 40 60 Mill. Karden geliefert, welche eine Summe von circa 100,000 st. ö. W. repräsentiern, wovon pr. Joch 200300 st. Bruttoertrag entfallen. Im Handel erscheinen diese den steierischen und bayerischen an Güte gleichkommende Karden theils in Säcken, theils in Kisten verpackt und zum Preise von 13 st. pr. mille. Auch in Baden, am Bodensee, wurden in den letzten Jahren befrie­digende Versuche mit dem Anbau von Karden gemacht.

147. Der Bau der Korbweide. Die Weide ist ein Laub­holzbaum, von welchem sehr viele, verschiedene Gattungen vorkommen, und ist in jeder Hiusicht eine sehr nützliche Pflanze. Denn man kann die Weide nicht blos für verschiedene landwirthschaftliche Zwecke ver­wenden, wie z. B. zu Heckenpflanzungen, zum Wegmachen, zum Bau von Uferschutz, zum Austrocknen von Sümpfen, Brüchen und Moo­ren u. dergl., sondern sie liefert hauptsächlich das Material für K or b fl e ch ter e i. Die Blätter der Weide außerdem gewähren ein gutes Viehfutter; die Rinde dient zum Gerben, Färben und als Er­satz der Chinarinde; aus Weidenstäben kann man gute Stäbe für Topfpflanzen und Blumen machen; die Aeste geben Faßreifen, Gabel-, Hacken-, Rechen-, Schaufelstiele und Pfähle, und besonders die Kohle der weißen Weide wird zur Bereitung des Schießpulvers verwendet.

Die Weide liebt im Allgemeinen einen feuchten, guten Boden. Am besten kommt sie in freiem Stande fort. Die Fortpflanzung geschieht in der Regel durch Stecklinge; doch kann sie auch durch Samen geschehen. Zur Gewinnung des Materials zum Korbflech- ten werden die Schößlinge im Frühlinge geschnitten, wo die Rinde sich leicht schält.

Die Weide bietet, wie wir in einem weiteren Artikel sehen werden, der ländlichen Hausindustrie eine lohnende Gelegenheit zum