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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Garten.

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Werth hat der Garten. Er ist die Uebergangsstation, wo die Pflan­zen, welche ferne Länder uns bieten oder die wir durch die Kunst der Befruchtung gezogen haben, verweilen, ihre nützlichen Eigen­thümlichkeiten befestigen und den jeweiligen Verhältnissen des Landes anbequemen, ehe sie als selbstständige Glieder in dem großen Orga­nismus der Landwirthschaft einer Gegend Platz zu nehmen vermö­gen." Diese Lobrede wird ihm in Spanier's bekanntem Werke gehalten, und wir knüpfen hieran noch folgende weitere Erwägungen über die Gärtnerei im Allgemeinen.

Einen der armseligsten Anblicke auf dem Lande ist eine Woh­nung, nur umgeben von landwirthschaftlichen Gebäuden und sonst kahl und zierlos dastehend, die selbst die fruchtbarste Gegend zu einer trostlosen Einöde macht. In ein ländliches Bild gehören Bäume, Ge- sträucher und Gebüsche. Die ländliche Wohnung ziert der Küchen- und Blumengarten, und als Hintergrund verlangen wir selbst ein Wäldchen, wo nicht gar bewaldete Hügel oder Berge. Sache der Frauen ist es, der ländlichen Wohnung die nützliche Zierde des Gar­tens zu verschaffen, während die Bäume zu ziehen dem Landwirth selbst zufällt. In der Zeit, wo der Feldbau etwas vorgeschritten ist, vermag er es leicht, mit den Seinigrn dem Garten einige Sorgfalt zu widmen. Es wird leider oft zu wenig in Anschlag gebracht, welchen vielfältigen Nutzen ein wohlgehaltener Garten nicht nur der eigenen Familie verschafft, sondern welchen Gewinn man auch sonst aus dem­selben zu ziehen vermag. Ein guter Garten, um Gemüse und Früchte darinnen ziehen zu können, hält ein ausgezeichneter amerikanischer landwirthschaftlicher Schriftsteller für eine der wichtigsten Zugaben zu einer menschlichen Wohnung.Ich betrachte den Küchengarten von sehr großer Bedeutung, da Suppenkräuter, Salate und Wurzeln verschieder Arten im Haushalte sehr nützlich sind und von zu übermäßigem Fleischgenusse abhalten." Insbesondere aber verdie­nen Landgeistliche, welche u. A. auch im Gartenbaue ihrer Gemeinde mit einem guten Beispiele vorangehen, alle Anerkennung. Ein sol­cher braver Mann schreibt u. A.:Ich weiß gar nicht, wie es kommt; allein meine Liebe zum Garten und zur Natur im Allge­meinen nimmt mit meinem Alter zu. Den Wohlgeruch der Blumen sowie ihre Formen und Farben finde ich herrlicher, als jemals, und komme ich in meinen Garten, so kehrt mir die Jugendfrische fast zu­rück. Bäume und Gesträuche, Reben und das grüne Gras haben einen unverwelklichen Reiz für mich, und ich hoffe, daß dies immer so bleiben wird. Einige Rosen, von meiner Tochter jeden Morgen frisch gepflückt, schmücken meinen Studiertisch und tragen viel bei zur Abfassung meiner Predigt. Und eine Traube oder Birne aus dem Garten erfrischt meine Lippen, wenn sie durch predigen oder lehren fieberhaft erhitzt sind." Ein anderer Prediger, ein eifriger Pfleger der Weinrebe, ist gewohnt, wenn sich Jemand in der Gemeinde ver­ehelicht und einen eigenen Haushalt gründet, dem jungen Paare eine