Der Garten.
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erzählt von einem Arbeiter, welcher sich so viel ersparte, außerhalb der Stadt etwas Grund und Boden zu erwerben und der in Zeit von 4 Jahren, obwohl er täglich 10 Stunden in einer ziemlich fern- gelegenen Werkstätte arbeiten mußte, sich doch das netteste und schönste Heimwesen geschaffen hatte, indem er rund um das Häuschen her einen Garten anlegte, dessen Bebauung ihm, wie er gestand, nicht nur Nutzen einbrachte, sondern auch großes Vergnügen gewährte, und aus dem er nicht nnr den Familienbedarf besorgte, sondern sogar etwas verkaufen konnte, — abgesehen davon, daß eine solche Umgebung seiner Wohnung ihm mehr zur Erhaltung seiner und der Sei- nigen Gesundheit und Wohlergehen beitrug, als kostspielige Arzneien, Bäder oder Reisen zur See, nach Madeira u. dergl. im Stande gewesen wären. —
Warum sollten nicht auch Andere dies Beispiel nachahmen? Warum sollten nicht alle Arbeiter und Handwerker sich solche Heimstätten gründen? Warum sollte nicht Jedermann etwas Land sich kaufen, und es urbar machen und bepflanzen, seine Wege mit Blumen einfassen, Fruchtbäume darauf ziehen und sich selbst ein Paradies schaffen können? Woher kommt es, daß so Viele, welche dies ganz wohl thun könnten, ihr Geld aber im Wirthshause, auf dem Billard und in kostspieligen, ja sogar gefährlichen Gesellschaften der einen oder anderen Art verschleudern? Hunderte von Männern in den Städten verbrauchen jedes Jahr für thörichte Vergnügungen den zwanzigsten Theil der ganzen Kosten eines solchen Platzes und genießen natürlich nichts oder sehr wenig Gutes von ihrem Gelde. (Alles dieses gilt auch von dem vielen unnöthigen und eitlen Putze der Frauen, ja oft noch in höherem Grade). Warum das Geld aber nicht lieber anlegen, um eine Heimath zu gründen und deren Umgebung zu verschönern, statt es auf solch' sinnlose Weise zu verschleudern?! Warum sich nicht mit Blumen umgeben und Bäume pflanzen, um Schatten, Vergnügen und Früchte genießen zu können und um den Familien- altar solche Reize zu sammeln, gegen welche alle Versuchungen und Verführungen von auswärts machtlos sind, und die die Heimath zu dem machen, was sie sein sollte, das Allerheiligste der Familiengenüsse, die Vorhalle des Paradieses, wo aus jeder Ecke der vollkommene Friede lächelt. Warum denn nicht? —
Eine Dame aus Michigan giebt Landbewohnern oder solchen Leuten, welche größere Gärten besitzen (und auch in kleineren läßt sich verhältnißmäßig dies auch machen) den sinnigen Rath: „Es läßt sich ungemein viel thun, um bei Kindern die Liebe zur Natur, Ge- Ichmack an Landbau und Lust für Thätigkeit zu wecken. Man theile kleine Gärten für die herangewachsenen Knaben und Mädchen ab, über deren Ertrag das junge Völkchen als Lohn für die darauf verwendete Mühe nach Belieben schalten dürfte. Man gebe ihnen Schriften, die sich hierauf beziehen und ermutbige sie zum Anbau von Blumen, von Obst, ja sogar von Feldfrüchten u. dergl. im Kleinen.