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Der Garten.
Man gebe ihnen ein gutes Vergrößerungsglas, damit sie sich mit der Jnsektenwelt bekannt machen können. Man bestrebe sich, in ihnen den Wunsch zu erwecken, sich im Aufziehen ausgezeichneter Obst- und Gemüsearten hervorzuthun, und gebe ihnen zu diesem Behufe die besten Sämereien, Schnittlinge" u. s. w. — Der Einfluß eines Gartens auf die Bildung von Gemüth und Geist der Jugend, ist von größerer Wichtigkeit, als man gewöhnlich annimmt. Nicht wenige Menschen wurden schon von lasterhaften Neigungen gerettet, nicht wenige wurden auf die Pfade der Tugend und Ehre und für höhere Lebenszwecke durch frühzeitigen Genuß reizender Naturscenen geleitet. Man erziehe ein Kind in einer Wohnung, welcher jeder ländliche Reiz abgeht, wo das Schöne in den Umgebungen des täglichen Lebens vernachlässigt wird, wo das Schlagwort gilt: „Geld macht das Pferd ziehen", und sollte es uns wundern, wenn jenes Kind nicht zu einem habsüchtigen, kaltberechnenden Unglücklichen heranwachsen würde? — Wie ganz anders ist es dagegen bei Eltern, welche ihre Heimath mit ländlicher Verschönerung umgeben. Es bedarf keines großen und kostbaren Gartens, — und selbst bei der armen Mutter, welche nur wenige Topfgewächse, aber mit Liebe zieht, wird dies auf das Kind seinen wohlthätigen Einfluß auszuüben nicht verfehlen.
Unter Gartenbau versteht man die Kunst, Pflanzen außer ihrem gewöhnlichen Standorte zu ziehen, zu vermehren und theilweise so vollkommen auszubilden, daß sie den Menschen als Nahrung, Heilmittel, oder zum Vergnügen dienen können. Diese Aufgabe beruht aber nicht blos auf dem Althergebrachten, sondern setzt eine Menge Kenntnisse und Erfahrungen voraus, die der Gärtner wissen soll, wie: Kenntniß der Gewächse und des Bodens, Pflege und Behandlung der Pflanzen, Feinde und Krankheiten derselben, endlich ihre Abwar- tung und Aufbewahrung u s. w.
Was die Kenntniß der Gewächse betrifft, so bietet die Erwerbung derselben allerdings einen sehr weiten Spielraum. Denn wie reich ist die Pflanzenwelt! Ein deutscher Gelehrter, Namens Endlicher, berechnet die nutzbaren Pflanzen allein schon auf ungefähr 12,000! wobei zu bemerken ist, daß die Zählung derselben blos auf einen gewissen Theil der Erde sich erstreckt. Es sind nicht weniger als 2500 bekannt als wirthschaftliche, worunter 1100 eßbare Früchte, Beeren und Samen; 50 Cerealien, 40 uncultivirte eßbare, grasartige Samen; 23 von anderen Familien, 260 eßbare Wurzeln und Knollen, 37 Zwiebeln, 420 Küchengewächse und Salate, 40 Palmen, 32 Varietäten von Pfeilwurz, 31 Zucker, 40 Saleps. Wein- artiges Getränk wird erhalten von 200 Pflanzen, Aromatisches von 266. Es giebt 50 Substitute für Caffee, 129 für Thee. Tannin ist gegenwärtig in 140 Pflanzen, Kautschuk in 96, Guttapercha in 7, Harz und balsamischer Gummi in 389, Wachs in 10, Fett und wirkliches Oel in 330. Circa 88 Pflanzen enthalten Potasche, Soda und