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Der Garten.
rend sie an anderen Orten, wo ihnen die Verhältnisse günstiger sind, gar keine besondere Pflege verlangen. Schon, wenn wir die gesegneten Fluren des Böhmerwaldes oder vieler Kantone der Schweiz durchwandern, treffen wir im freien Felde fruchtbeladene Obst- bäume, welche im nördlichen Deutschland nur in der unmittelbaren Umgebung menschlicher Wohnungen zu sehen sind. — Höhenverhält- nisse, Bodenbeschaffenheit, Regen und Sonnenschein sind auf diesen Theil der menschlichen Beschäftigung von viel größerem Einfluß, als auf das, was wir im engeren Sinne unter Landwirthschaft versteh«.
Obendrein vermögen doch selbst zwischen der Landwirthschaft und dem Gartenbau keine definitiven Grenzen gesetzt werden. Wie schon einmal erwähnt, holt sich ja die Landwirthschast oft aus dem Garten einen nach und nach eingewöhnten Fremdling, und umgekehrt nimmt der Gartenbau einen unserer alten Bekannten, wenn er etwa draußen im Felde etwas verwildert ist, wieder auf, um ihn wieder zu verbessern.
Sie gehen eben Hand in Hand, Landwirthschaft und Gartenbau; denn der Gärtner zieht auch Kartoffeln und Rüben u. s. w., wie der Landwirth den Zwiebel-, Bohnen-, Erbsen-, Sellerie-, Kraut-, Spargel- und Melonenbau im Großen betreibt. Auch der Obst- und Beerenbau wird oft auf landwirthschaftliche Art, d. h. massenhaft betrieben, und greift der Ackerbau nicht auch in das Reich der zarten Blumen hinein, um sich diejenigen Kinder Flora's herauszuholen, deren Anbau ihm, z. B. in Gegenden der Parfümeriefabrika- tion, Vortheil bringen? Die Kräuterzucht wollen wir hiebci gar nicht erwähnen.
So enge ist Landwirthschaft und Gartenbau mit einander verwandt, daß es Landwirthe giebt, welche eigentlich Gartenfrüchtc bauen, und Gärtner, welche ihr Geschäft wie Landwirthe treiben u. s. w. Hievon hier noch Folgendes, ehe wir auf die einzelnen Theile des Gartenbaues übergehen: Die Londoner „Agric. Gazette" liefert uns die'Beschreibung von einer jener großen Farmen, die jene Riesenstadt mit Lebensmitteln versehen, und der wir hierüber einige interessante Einzelnheiten entnehmen. Es ist dies die zu East Hain gelegene Farm des Herrn W. Adams, die an 600 Acker umfaßt und für die er an Pacht, Steuern und Zehnten jährlich 5000^ zu entrichten hat. Dabei sind 70 Pferde beschäftigt, und der Lohn für die verwendeten Arbeiter beträgt in einem Jahre mehr als 6000 L. Die Ausgaben werden durch die für Dünger und Commissionsgebühren erforderlichen Summen auf jährlich 20,000 L erhöht. Der Anbau besteht in Kohl, Gelbrüben, Kartoffeln und Zwiebeln, welche bei der in Anwendung gebrachten Methode in 4 Jahren 6—8 Ernten geben. In Zeit dieser 4 Jahre erhält das Land beiläufig 120 Tonnen Dünger pr. Acker und wird mindestens achtmal gründlich gepflügt. Es ist fortwährend benutzt und die einzige Ruhe, die man ihm gestattet, ist, daß man von Zeit zu Zeit blos Getreide oder Erbsen in dasselbe säet. Kohl