Dokument 
Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
Entstehung
Seite
450
Einzelbild herunterladen

450

Der Gemüse- oder Küchengarten.

theile, daß sie zur Blutbildung und Ernährung in hohem Grade ge­eignet sind und wegen ihres Stickstoffes dem Fleische nahe stehen. Insbesondere sind die Champignons beliebt, die man eigens in Gärten anbaut. Die Champignons werden in Essig, sowie in But­ter eingemacht; man macht Champignonbrodchen, Champignonextract oder Soja, Champignonpulver und Champignonsauce.

Eine der köstlichsten und gesundesten Früchte, die zu den Gemü­sen noch gerechnet werden kann, ist der Paradiesapfel oder der amerikanische Tomato. Es giebt verschiedene Arten desselben; aber seine Pflege lohnt sich. Obwohl diese herrliche Frucht in der Nähe Hamburgs schon gezogen wird, hat man zur Einführung derselben in Deutschland noch zu wenige Versuche angestellt. Wir wollen hier nur die kurze Anregung geben, sich näher um die Cultur dieser Pflanze zu kümmern, die besonders für den Markt mit Profit gezogen wer­den könnte.

Zu der vorstehenden Aufzählung wenigstens der bekanntesten Ge­müse tragen wir hier nur noch nach: Die Cichorie oder Weg­wart, deren Cultur gleich der der Möhre ist und deren Hauptver­brauch nicht blos zu Kaffeesurrogat, sondern im Frühling und im Winter zu Salat dient, zu welchem Zwecke die Wurzeln in Kästchen oder großen Töpfen eingesetzt und ganz einfach getrieben werden. Auch die Pimpinelle, die eigentlich durch ganz Deutschland wild wächst, erhält gerne eine Stelle im Garten, da man ihre zarten Blätter zu Kräutersalat verwendet, während ihre Wurzeln dem Apo­theker willkommen sind. Ebenso sind dieRa Punze und die Ra­ps ntica noch erwähnenswerthe Salatpflanzen. Die erstere kann sogar erst im Herbst und auf abgetragenes Gemüseland ausgesäet und wie Gartensalat benützt werden, während man die Wurzeln der letzteren ganz wie Sellerie behandelt und verwendet. Haupt­sächlich müssen wir aber des Saleps noch gedenken, der eigentlich auf Wiesen, in Gehölzen und Waldungen wild wächst, jedoch in Gärten gezogen zu werden verdient, da seine Knollen nicht blos, gewöhnlich zur Suppe verwendet, eine sehr nahrhafte Speise geben, sondern, als Heilmittel sehr gute Dienste thun. Die Salepsuppe, die aus den getrockneten und pulverisirten Knollen bereitet wird, macht mit Quentchen 1 Pfd. Fleischbrühe schon hinreichend schleimig und gallertartig, so daß sich eine erwachsene Person dadurch allein schon gesättigt fühlt. Der Arme kann daraus seine Suppe mit Wasser hinreichend wohlschmeckend machen, wenn er sie nur mit Salz, Pfef­fer, Ingwer und anderen wohlfeilen Gewürzen versetzt. Bekanntlich ist auch der Saleptrank seiner leichten Verdaulichkeit wegen ein gutes Ersatzmittel der Milch zur Ernährung schwächlicher Kinder, die die Milch nicht vertragen können und verkleistert den Magen nicht so, wie Stärkemehl; auch trinken die meisten Kinder denselben gern, be­sonders wenn er mit einem Zusatz von Fenchelthec gegeben wird.