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Die Cultur wohlriechender Kräuter.
Vorn Majoran unterscheidet man zwei Sorten, den deutschen und den französischen, welch' letzterer einen etwas stärkeren Geruch und Geschmack besitzt. Nach der Blüthe schneidet man die Pflanzen dicht über der Erde ab, bindet sie in Bündel, läßt sie an der Sonne trocknen und bewahrt sie in verschlossenen Kisten oder Tonnen. Der Majoran dient als Gewürze zu Speisen, namentlich in der Wurstmacherei und wird als Brühe auch zu Gemüse verwendet. Dann aber ist er auch zu Umschlägen genommen ein gutes, zertheilendes Heilmittel.
Die Melde, die auch eine Zierpflanze ist, wird behandelt, benutzt und bereitet, wie Spinat.
Melisse, deren junge Triebe man im Frühjahre nebst anderen Kräutern zum Maitrank oder zu einem sehr heilsamen, schweißtreibenden Thee, zu Umschlägen und Kräutersäckchen, zur Bereitung des Carmeliterwassers, Melissenessig, Melissenliqueur verwendet und ein Oel daraus gewinnt, was man in der Parfümerie sowohl, wie in der Medicin benützt.
Pfefferminz, eine sehr gewürzreiche Pflanze, verdient ihres feurig aromatischen und dann kühlend wirkenden Geschmackes wegen cultivirt zu werden und wird besonders als arzneilicher Thee gebraucht. Außerdem benutzt man diese Pflanze sonst noch viel zur Zubereitung von Arzneien, zur Ligueurfabrikation, in der Zuckerbäckerei und Par- fümerie.
Die Raute ist ebenfalls eine Gewürz- und Arzneipflanze, deren Kraut, klein zerschnitten und auf Butterbrod verspeist, ein Hausmit- mittel gegen Magenkrampf und Verdauungsschwäche ist, — das man ferner als Zusatz zu aromatischen Kräuterumschlägen nimmt, und aus dem man Essig und Oel macht.
Salbei dient in der Küche zu Gewürz; die grünen Blätter wendet man zur Reinigung der Zähne und Erhaltung derselben, auch gegen blutendes Zahnfleisch an; der Thee davon wird mit etwas Sauerhonig als Gurgelwasser bei leichter katarrhalischer Bräune gebraucht, und kalt getrunken ist er auch hektischen Personen sehr dien- sam. Auch Bäder mit Salbei werden „Frauen" empfohlen.
Von Saturei, Bohnen- oder Pfefserkraut giebt es eine Sommer- und Winterart, deren Kraut in frischem und dürren Zustande zum Würzen der grünen Bohnen, anderer Speisen und Würste dient und das man auch besonders mit zur Bereitung des bekannten Wermuthtrankes braucht.
Von Senf unterscheidet man den mit weißem und den mit schwarzem Samen und man kann ihn im Garten ziehen. Außer dem Samen, welcher zu einem die Verdauung sehr befördernden Gewürz dient, benützt man auch das Kraut jung in der Küche zu Salat, wie Kresse, und in der Medicin dient der Samen zu dem bekannten Senfpflaster. Man kennt auch Senfessig, Senfgurken, Senföl, Senfpulver, Senfsauce, Senfspiritus.