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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Die Cultur wohlriechender Kräuter. Blumenzucht. 455

Thymian ist eine äußerst wichtige Gewürzpflanze, deren Sa­men wie der des Majorans getrocknet wird. Indessen dient er so­wohl frisch, als getrocknet zum Würzen von Speisen und Gemüsen, sowie als Hausmittel äußerlich zu trockenen, zertheilenden Umschlägen. Auch aus dieser Pflanze gewinnt man Essig und Oel zu arzneilichem und Parfümerie-Gebrauche.

Ysop wächst zwar wild, wird aber auch iu Gärten angebaut, dessen Kraut als Gewürz, Wurzel und Blumen aber als Heilmittel angewendet werden.

153. Blumenzucht. Hier öffnet sich ein anderes weites Feld für eine lohnende Thätigkeit der Frauen. Würde der Landmann darauf sehen, daß zur Verschönerung seines Heimwesens auch ein Blumengarten gehört, in welchem seine Frau und seine Töchter eine wohlthuende Erholung und veredelnde Beschäftigung haben, so würde er auch nicht die traurige Erfahrung machen müssen, daß Eitelkeit und Genußsucht seine Kinder von der stillen und bescheidenen Hei- math weg und in den Strudel des anspruchsvollen Städtelebens ent­führt. Und haben wir in allem Ernste S. 437 den Hinterlasse­nen von Beamten, Officieren rc. den wohlmeinenden Rath gegeben, das kostspielige Stadtleben mit dem billigeren und genußreicheren Landleben, die ungesunden Beschäftigungen mit der Nadel mit den erfrischenderen und zuträglicheren im Garten zu vertauschen, haben wir zum Theil unter Berufung auf die Art und Weise, wie Frauen auch Landwirthschaft betreiben können (siehe S. 325 u. f.) auf den Gemüsebau und die Cultur wohlriechender und sonst nützli­cher Kräuter hingewiesen: so bietet uns nun der gegenwärtige Ar­tikel nicht nur den Anlaß, diesen Rath dringend zu wiederholen, sondern auch die Gelegenheit dar, eine zahlreiche Klaffe von Frauen nachträglich auf denselben hinzuweisen, als werthvoll genug, von ihnen beachtet zu werden. Wir meinen hier die Angehörigen von See­leuten. Auch für sie wäre der Landaufenthalt besser, als der in der Stadt, und eine ländliche Beschäftigung geeigneter, als der Erwerb in den Seestädten, welcher der starken Concurrenz wegen entweder wenig lohnend, oder in vielen Fällen, wie z. B. das Halten von Kellerwirthschaften, Matrosenkneipen u. dergl. wenig passend für sie und ihre heranwachsenden Kinder, namentlich die Töchter, ist. Würde der heimkehrende Seemann nicht glücklicher sein, wenn ihn Frau und Kinder in einer ländlichen, mit Blumen, Früchten und Kräutern jeder Art geschmückten gesunden Heimath empfangen könn­ten, welche der Familie einen bescheidenen, gesunden und die Sitte Veredelnden Erwerb bietet?-

In der That, das Landleben hat so viel Reize und Vorzüge, daß diejenigen, welche nicht durch die Nothwendigkeit in die kahlen und kalten Mauern der Städte gebannt sind, thöricht und verblendet handeln, wenn sie nicht demselben den Vorzug geben. Und wie