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Blumenzucht.
Schilde oder Banner, während die Blüthen etwa einem antiken Helme ähnlich sind, daher diese Blumen auch den Namen „Trophäe" (Siegesbeute) führt. — Wer hätte noch nicht die aus Südamerika stammende Schlingpflanze „pu§8iüoru" kennen gelernt, von der es verschiedene Arten giebt, und welche den Namen „Passionsblume" erhalten hat, weil das Volk in den verschiedenen Theilen derselben einige Ähnlichkeit mit den Marterwerkzeugen gefunden haben will, welche bei der Kreuzigung Christi zur Anwendung gekommen sein sollen, wie Dornenkrone, Kreuz und Nägel. — Noch einige andere, durch ihre absonderliche Form sich auszeichnenden Blumen wollen wir hier noch erwähnen. In Amerika wächst an den Sümpfen eine Blume, die, wenn sie in der Blüthe steht, eine gewisse Eleganz zu behaupten scheint. Die Blätter wachsen alle in einem Büschel an der Oberfläche des Bodens, die Schönheit der Form derselben wird noch durch ihre purpurfarbigen Adern mehr erhöht. Den Namen „Sattelblume" hat sie von der Form der Narbe mit einem altmodischen Sattelkissen erhalten; auch „Trinkgeschirre" nennt man sie, weil die hohl zusammengelegten Blätter Wasser enthalten. In Südamerika dagegen heißen sie „Trompetenblume", weil die Blüthe mit diesem Instrumente Ähnlichkeit haben soll. In der Höhlung der Blätter findet man oft eine große Anzahl todter Insekten, oft auch noch lebender Larven. Die Thiere waren wahrscheinlich dem Wasser nachgegangen, und die Blätter hatten sich, wie wir dies bei einer anderen Pflanze besprechen werden, geschlossen und blieben geschlossen, bis die ungebetenen Gäste ihr Leben gelassen hatten. — Eine „Muschelblume" blüht im südlichen Frankreich; sie ist ein kräftiges Rankengewächs mit großen, zusammengesetzten, von 3 Blättchen gebildeten Blättern, dessen Blüthen in großen Dolden erscheinen und in ihrer merkwürdig zusammengerollten Form ebenso wie in ihrer Textur so sehr das Ansehen einer Muschel haben, daß sie darnach ihren Namen erhielten, während die Portugiesen eine Ähnlichkeit mit einer Kopfbedeckung herausfinden und diese Pflanze, welche überdies einen herrlichen Wohlgeruch spendet, „Ouraeulla" (Kopfbedeckung) nennen. — Auf der Insel Trinidad ist eine Blume heimisch, welche einem Schmetterlinge nicht nur der Gestalt nach ähnlich ist, sondern auch an bunter Farbenpracht und deshalb auch „Schmctterlingsblume" heißt. Die Täuschung wird dadurch erhöht, als sie auf einem sehr langen Stiel aufsitzt, so daß sie beim leisesten Windeswehen das Ansehen eines Schmetterlinges hat, der sich in den Lüften schaukelnd bewegt. — Dann wächst in Granada eine Schlingpflanze, die man ihrer sonderbaren Gestalt halber „Canarienvogelblume" nennt. Die Blumenblätter sind gekraust, und dies mit der unmuthigen Beugung des Sporns am Kelche giebt der Blume eine auffallende Ähnlichkeit mit einem kleinen Vogel, der noch durch die feine canarienvogelgelbe Farbe und die so zu sagen kecke Weise gehoben wird, in welcher die Blume auf ihrem Stiel aufsitzt. — Endlich gehört hierher noch eine in Cali-