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Blumenzucht.
gefaßt sich öffnen, eine Bewegung, die man ganz nach Belieben hervorrufen kann, je nachdem man die Blumen der Trockenheit oder der Feuchtigkeit aussetzt. — Besonders merkwürdig erscheint aber eine amerikanische Pflanze, die „Fliegenfalle" genannt. Es giebt eine Menge Pflanzen, die durch die Bewegungen, die sie in Folge äußerer Reize machen, mit Recht unsere Bewunderung erregen. Eine solche ist nun diese Blume. Die Blätter derselben sind eigenthümlich geformt und mit vielen Härchen bedeckt. Läßt sich nun ein Insekt auf diese Härchen nieder, so üben dieselben auf die Pflanzen einen solchen zusammenziehenden Reiz aus, daß sich die Klappen des Blattes schließen, und .dieser Reiz wird durch die Anstrengungen des Thieres, seiner Gefangenschaft zu entkommen, so vermehrt, daß die Pflanze sich immer mehr zusammenschließen und endlich das Insekt sterben muß. Die Sache ist ganz natürlich und kommt auch an anderen Pflanzen, wie bei der oben schon erwähnten „Sattelblume" vor. Es folgert daraus aber noch nicht, wie es schon geschehen ist, daß diese Pflanze dieser eigenthümlichen Bewegung halber als „Fliegen- Vcrtilger" praktische Anwendung finden könnte.
Es würde zu weit führen, wollten wir uns noch näher darauf einlassen, selbst nur die bevorzugtesten und Lieblingskinder Flora's eine Revue passiren zu lassen, um nachzuweisen, welch' reiches Feld anregender Thätigkeit die Blumenzucht bietet. Reichlichen Stoff gäbe es zur Beschreibung der besonders im Winter die Wohnräume zierenden Zwiebelgewächse der Hyacinthen, Tulpen und Tuberosen. Die Zwiebelzucht solcher Blumen, darauf müssen wir noch besonders aufmerksam machen, ist sehr lohnend, und wird besonders in Holland in größerem Umfange betrieben. Eben so böte die Beschreibung der Rankengewächse reichlichen Stoff; dann der Immergrüne, deren Cultur besonders für die Weihnachtszeit lohnend ist. Die wunderlichsten Blumengestalten würden wir aber besonders in den beiden Klassen der Luft- (Orekicleen) und Wasserpflanzen finden, nicht zu vergessen der Ziersträucher. — Doch kann man sich hierüber ausführlich aus den bestehenden Schriften über Gartenbau und Blumenzucht Belehrung verschaffen.
Von der größten Blume in der Welt wollen wir schließlich noch sprechen und über einige wenige die Blumenzucht betreffende Dinge. Die „klutlelsiu ^rnolcüi", welche auf der Insel Java wächst, soll die größte Blume in der Welt sein und ihre Blüthen einen Durchmesser von 2 Fuß haben. Merkwürdiger Weise aber ist ihr Same so klein, daß man ein Vergrößerungsglas nöthig hat, ihn deutlich zu sehen.
Denkt man nach, in welcher neuen, überraschenden Weise man Blumenliebhabern ein Vergnügen gewähren kann, so wird sich dies immer lohnen, und gerade die große Verschiedenheit der Blumen bietet einem erfinderischen Kopfe ein weites dankbares Feld des Schaf-