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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Blumenzucht.

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fens. Die Hyacinthenzucht in Gläsern ist allbekannt, behauptet ihre Beliebtheit noch immer und wird fürder die lieblichste Zierde der Wohnstube bleiben. Ein gleiches, vielleicht weniger bekanntes Mittel, Zwiebelblumen in einer neuen überraschenden Form zu brin­gen, sind die durchbrochenen irdenen Töpfe in Säulen-, Vasen-, Körb­chen-, Tiegelform u. dergl. In die seitlich angebrachten Löcher legt man oder drückt man von Innen die Zwiebel irgend einer Crocusart, das Keimende nach Außen, füllt dieselbe dann mit Erde und giebt ihnen einen passenden Standort. Ein solches Gefäß mit blühendem Safran an den Seitenöffnungen und oben einer Hyacinthe oder einer Kaiserkrone sieht sehr schön aus. Auch kann man in verschiedenen Zeiten säen und erhält dann einen abwechselnden Blüthenflor. So z. B. kann man auch die Reseda baumartig ziehen, so daß sie 1015 Jahre dauert. Wie herrlich lassen sich die Wände von Häusern und Gartenmauern mit Epheu bepflanzen. Wie schön sieht z. B. eine Cypressenpyramide mitten in einem runden Blumen­beete aus und wie leicht läßt sich diese Zierde machen. Es bedarf blos einer Stange, auf die oben eine Scheibe genagelt ist. In den Rand dieser etwa 6zölligen Scheibe schlägt man Stifte ein und bin­det Fäden daran, an deren anderen Ende man Pflöckchen befestigt, die rund um den Pfahl, etwa in einem Durchmesser von 4j-5 Fuß in den Boden eingeschlagen werden und an deren Fuß man den Sa­men säet und später die Ranken in die Höhe leitet. Ebenso kann man Fuchsien an Säulen in die Höhe ziehen. Die wahre Schönheit der Fuchsien kommt nie zum Vorschein, wenn man von Oben herab auf sie herunter zu sehen genöthigt ist. Dagegen gewährt sie einen prächtigen Anblick, wenn man sie in die Höhe ranken läßt und den Blick zu ihr nach oben lenkt; der Anblick wird noch um so effektrei- cher, wenn man mehrere Farben von ihr zusammenstellt. So kann man für sich und für Andere auch einen Blumen-Zodiacus herstellen; was weiter nichts bedeutet, als eine gewisse Eintheilung des Blumen­gartens, wonach die in jedem Monate blühenden Gesträuche und Blumen zusammengestellt sind. Nehmen wir z. B. an, daß wir einen 150 Fuß langen, zirkelförmigen Gang hätten und daß wir das da­von eingeschlossene Terrain in solch' einen Blumen-Zodiacus einthei­len wollten: so machen wir sieben bis neun Abtheilungen daraus, die wir mit den Namen der betreffenden Monate bezeichnen und mit kennbaren Stöcken markiren. Sodann pflanzen wir die Blumen und Gesträuche, die in demselben Monate zur Blüthe kommen, in die betreffende Section und der Blumen-Zodiacus ist fertig. April und November brauchen weniger Platz; August, September und Oktober am meisten. Ein Gang durch einen solchergestalt angelegten Garten ist interessant und belehrend, und wurde derBlumen-Zodiacus" zu­erst von Daubenton, einem berühmten Gärtner und Botaniker Frankreichs, im Garten des Luxembourg angelegt und dasBeet aller Monate" genannt.

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