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Die Bienenzucht.
erschöpft sieht, wird von ihm aufgenommen und in die Heimath zurückgebracht. An kalten Morgen geht er mit einer kleinen Schachtel umher, die erstarrten Bienen vom Boden auflesend und erwärmt sie dann, indem er die Schachtel gegen seinen Körper hält. Seine Thätigkeit ist daher keine geringe, besonders, seitdem er noch andere Bienenhäuser außer denen in Karlsmarkt besitzt.
An ihm hat man sich, will man Bienen züchten, ein Beispiel zu nehmen. Und dann lohnt sich auch dieselbe. — Dr. Eddy von Massachusetts, in Amerika, der ein Werk über diesen Gegenstand geschrieben hat, giebt als Resultat seiner 12jährigen Erfahrung an, daß die Vortheile, welche von einem verständigen und passenden Systeme der Bienenzucht sich gewinnen lassen, von 100—500 pCt. pr. Jahr berechnet werden dürfen. Das wichtigste System, das man in Deutschland befolgen soll, ist wohl am besten in den Schriften des Pfarrers Dzicrzon niedergelegt. — Es giebt auch Bienenzeitungen, deren vorzüglichste in Bayreuth und Eichstädt erscheint, welche sich Bienenzüchter halten sollen, um von den neuesten Erfahrungen in diesem Fache stets unterrichtet zu werden.
In manchen Gegenden Englands gewinnen Frauenspersonen mit dem Betriebe der Bienenzucht ihren Lebensunterhalt.
Wir fügen schließlich noch „Ein Wörtlein über Bienenzucht" bei, das ein Bienenfreund dem „Arbeitgeber" (s. S. 5673) zur Veröffentlichung zugesendet hat:
„Eine der wichtigsten Erwerbsthätigkeiten ist ohne Zweifel die Bienenzucht; aber so erforderlich einerseits die von Tag zu Tag wachsende Aufmerksamkeit ist, welche derselben in theoretischer und praktischer Hinsicht gezollt wird, ebenso gewiß ist eS andererseits, daß dieselbe in ihrer gewaltigen Bedeutung für die Volkswirthschaft bei Weitem noch nicht sattsam gewürdigt wird. Wir wollen daher die Vorzüge, welche sie bietet, hier kurz zusammenstellen:
1) Sie gehört zu den geistigsten Erwerbs zweigen, die es giebt. Sie verstattet, zumal seit der treffliche Dzierzon sie in's Bereich seiner gründlichen und unermüdlichen Forschungen zog, einen tiefen Blick in den Haushalt der Natur, in jenes große Räderwerk, das nur langsam dem Auge des Menschen sich erschließt und nimmer ganz von ihm durchschaut zu werden vermag; sie belehrt ohne Unterlaß auf's neue; sie lockt die Kinder an; sie weckt und nährt ihren Sinn für Natur; sie wirkt sittlichend, mildernd, beruhigend, wenn je feurig das Blut in den Adern rollt, wie die Blumen dein Gärtner die Ncbelwolken von der aufgeregten Stirn verjagen. Welch' ein Wunder der Schöpfung das Rüstzeug jener kleinen ununterbrochen emsigen Zellenbaumeister, ihr mit so entschiedenem Ebenmaß gegliedertes Haus, die Honig- und Wachöbereitung, die Freiheit der einzigen Bienenmutter, ob sie ein Drohnen- oder Arbcitsbienenci legen will, die zuverlässige Wache am