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Die Bienenzucht. Der Obstbau.
schwächen. Die Bienen gegen Mäuse und Räuber unter den Vögeln, gegen Wind und Wetter schirmen, ist leicht; ebenso leicht, sie vor dem Hungertode bewahren; bedenklich sind freilich die Krankheiten derselben, darunter die Faulbrut wohl die schlimmste; allein da die Gesundheitslehre und Arzneiwissenschaft so ausgezeichnete Fortschritte gemacht haben, so wird es dem tieferen Forschen ohne Zweifel gelingen, durch sicheres Erkennen der Ursachen von Krankheiten und hülf- reiche Gegenmittel größeren Schaden abzuwehren.
e. Kostgeld für seine Arbeiter braucht der Unternehmer nicht zu zahlen; die Natur bietet freiwillig denselben Speise und Trank, recht oft sogar im reichlichsten Maß; ob Raps, ob Linde, ob Buchweizen, ob Haide, ob die mannigfaltige, schönduf- tigc Flora der Bergwiesen überhaupt — die Natur, jene unerschöpfliche Spenderin des Guten, hat so viel gethan, um den Menschen zur Bienenzucht einzuladen, daß die Tauben ihm fast gebraten in den Mund fliegen, wenn er nur dem Winke zu folgen und mit seiner Hand ein wenig nachzuhelfen Lust hat. Warum denn außer den Obstbäumen statt der steif emporragenden Pappel (popuIu8 ltaliea) nicht Linden, die traulichen, rüsselastigen (sowohl lilia xrlmckilolia als tiliu parvikoliu, damit die Zeit der Lindenblüthe länger daure) anpflanzen , die ohnehin auch mit unfruchtbarem Boden vorlieb nehmen und köstlichen Schatten verbreiten? Warum nicht im Garten den Blumen, welche die Idee der Schönheit sammt Duft am besten ausprägen, auch solche hinzufügen, die durch reichhaltige Nectaricn sich auszeichnen? — Welch' eine Wohlthat für die Lüneburger Haide, wo einzelne Dorfschaften Nichts, Nichts als Buchweizen bauen können, die Bienenkolonien! Bringen sie doch frisches Leben und klingende Münze in jene eintönige Wüste, welche hoch und beinahe unsichtbar in der Luft die Lüdelerche (Haidlerche, aluuäa arborea) in so wehmüthigen Klängen besingt.
k. Lohn an seine fleißigen, treuen Arbeiter hat der Unternehmer ebenfalls nicht einen Deut zu zahlen! Also in mancher Beziehung ein Ernten ohne Säen! Welcher Erwerbszweig bietet ein Gleiches?! Und die Ernte ist eine Doppelernte: Honig und Wachs! Unbegreiflich, wie so Mancher die Gelegenheit einer so schönen Ernte, die ihm gewissermaßen auf dem Präsentirteller entgegengetragen wird, an sich ungenützt vorübergehen läßt! Nennt doch das Volk nicht zum Scherz ein materiell glückliches Land: „ein Land, darin Milch und Honig fließt"! — Kostet den Honig der wilden Bienen von Amerika — er ist billig — und den prachtvoll duftenden, unbeschreiblich süßen vom Hymettus bei Athen, jenen von den alten Griechen so gefeierten — theuer ist er mit Recht — und sagt, ob ihr nicht auch Bienen züchten möchtet?" —
155. Der Obstbau oder Obstbaumzucht ist ein sehr wichtiger Zweig der Bodencultur, indem durch ihn sehr viele neue