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Der Obstbau oder Obstbaumzucht.
gut gepflanzt, so ist er fast so hart wie ein Eichbaum und trägt, je nach Verhältniß der auf ihn verwendeten Pflege, sichere Früchte. — Häuser brennen nieder, Banken falliren, Eisenbahnactien entwerthen sich; aber der Obstgarten wird immer seine Dividende abwerfen.
7) Dies Geld ist nicht nur für euch selbst, sondern auch für eure Kinder gut angelegt. Kein Grundbesitz, welcher auf sie sich vererbt, ist für die Dauer so werthvoll. Ein Obstgarten auf gutem Boden kann hundert Jahre lang Frucht tragen.
8) Er ist beständige Veranlassung, dem gütigen Schöpfer dankbar zu sein. Der Obstgarten trägt Jahr um Jahr seine Bürde Früchte, bezahlt reichlich die Kosten des Anbaues und fordert auf, die Weisheit der Schöpfung zu betrachten und zu verehren."
An einer anderen Stelle des genannten Blattes steht die Mahnung : „Pflanzt Obstbäume, sie werden bald eure Arbeit lohnen und ein nützliches Vermächtniß für eure Kinder werden. Setzt Bäume zur Seite der Straßen, um den müden Wanderer zu erquicken. Setzt Bäume in die öden, kahlen Kirchhöfe. Pflanzt sie um die Schulen herum. Der Geist der Kinder entwickelt sich besser, wenn sie beständig von schönen, anmuthigen Gegenständen umgeben sind. — Und, es ist ein mild und menschlich stimmender Einfluß Im Gartenbau; auch darum sollte man seine Verbreitung wünschen."
Wie schön ist ein Vermächtniß, wie das eines verstorbenen Phi- ladelphiaer Bürgers, Namens Elliot Er offen, der in seinem Leben die Bäume so liebte, und deshalb zur Anpflanzung von solchen in seiner Vaterstadt die Summe von K 5000 aussetzte, weil er wußte, daß ihr Blätterschmuck die Stadt, die er liebte, verschönern und die Behaglichkeit und Gesundheit ihrer Bewohner sehr befördern würde. — Und wie schön und bedeutungsvoll ist jene Sage vom Kaiser Hadrian und dem alten Manne, der in seinem hundertsten Jahre noch Bäume pflanzte.
„Der Kaiser Hadrian bemerkte nämlich auf seiner Reise in Ga- liläa, nahe bei Tiberias — heißt es dort — einen Mann, welcher einen Graben machte, um Feigenbäume darein zu pflanzen. „Hast Du den Morgen Deines Lebens recht angewendet, so brauchst Du am Abend Deiner Tage nicht so schwer zu arbeiten," meinte der Herrscher. — „Ich habe mein früheres Leben gut angewendet; so will ich dies auch nicht unterlassen am Ende des Lebens und stelle es Gott anheim, zu thun, was er zu meinem Besten mit mir vor hat," antwortete der Mann. — „Wie alt magst Du sein, guter Mann?" fragte der Kaiser. — „Einhundert Jahre," war die Antwort. — „Was," rief Hadrian, „Du bist ein einhundertjähriger Greis und pflanzest noch Bäume? Kannst Du denn hoffen, je die Früchte Deiner Arbeit zu genießen? — „Großer König," entgegnete der Greis mit weißen Haaren, „ja, ich hoffe wirklich, wenn es Gott gefällt, noch von den Früchten dieser nämlichen Bäume zu essen, wenn nicht, so werden es meine Kinder thun. Haben nicht meine