Der Obstbau oder Obstbaumzucht.
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Voreltern auch für mich Bäume gepflanzt, und sollte ich nicht dasselbe auch für meine Nachkommen thun?" — — — Die Sage erzählt weiter, daß der Greis wirklich noch die Früchte seiner Pflanzung erntete und dem Kaiser einen Korb voll von denselben zum Geschenke brachte, der den Alten reich belohnt entließ. — Nicht dies, sondern die Worte dieses hundertjährigen Greises sind es, von denen wir wünschten, daß sie Wiederhast fänden in der Brust so mancher engherziger, selbstsüchtiger Menschen, die in einem gewissen Alter oft meinen, daß es nicht mehr der Mühe werth sei, dies oder jenes zu thun. — Um etwas Gutes und Nützliches zu vollbringen, ist es nie zu spät, und Bäume dauern länger als Marmordenkmale und bewahren länger das dankbare Andenken an denjenigen auf, der sie gepflanzt hat, bei denen, die im Schatten derselben sitzen oder sich an deren Früchten laben.
Eine besonders schöne Sitte herrscht in manchen Gegenden Deutschlands , bei der Geburt eines Kindes ein Banmchen zu pflanzen und es mit gleicher Liebe, wie den jungen Menschen, zu pflegen und zu ziehen. —
Obst, mäßig genossen, ist entschieden gesund, und sein Genuß ist durch die Eigenthümlichkeit der warmen Jahreszeit bedingt. — Früchte sollen vollkommen reif sein, wenn man sie ungekocht genießt, und es ist besser, sie frühe am Tag, als später zu essen. Man wird selten einen Menschen finden, der am Genusse frischen Obstes nicht Wohlgefallen finden sollte, und wenn ihm auch diese oder jene Obstart weniger mundet, so ist ja doch die Mannigfaltigkeit dieser Früchte so groß, daß ihm immer die Wahl frei bleibt. Mit Maaß genossen, übt das Obst auf den gesunden Menschen von ungeschwächter Verdauungskraft einen höchst wohlthätigen, erfrischenden, reizmildern- den, blutreinigenden rc. Einfluß. Ganz unverdaulich und deshalb den Magen unnütz beschwerend sind die dicken Schalen und Häute vieler Obstsorten, die festen Samenkapseln und die Kerne selbst. Das Mitverschlucken der letzteren kann insbesondere Kindern sehr gefährlich werden. Auch sollten die Früchte verkleinert werden, wenn man sie Kindern zu genießen giebt, oder sie sollten angehalten werden, dieselben vollständig zu kauen und nicht hastig zu essen. — Auch die Sitte, zum Nachtische viel Obst zu essen, ist nicht zu billigen, weil dadurch dem Magen zu viel wässerige und kühlende Bestandtheile zugeführt werden, und dadurch die Verdauung in's Stocken geräth.
Das Obst ist ein solches Bedürfniß für die Massen und seine Verwendung eine so vielartige, daß es dadurch von höchster Bedeutung für den Welthandel geworden ist.
Kommt ein hinreichender Vorrath von Obst der Wirthschaft zu Hülfe, dann kann an Brod, Butter, Kartoffeln, Gemüse rc., also in der Haushaltung, viel erspart werden.
Dann erinnern wir an das Auspressen des Kirsch- oder des Himbeersaftes, an das Einmachen und Candiren der Früchte, an den