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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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474 Der Obstbau oder Obstbaumzucht.

großartigen und weitverzweigten Handelsverkehr mit Südfrüchten aller Art u. s. w.

An eine Ueberfüllung des Obstmarktes darf man jetzt, bei den erleichterten Verkehrsmitteln und dem Fortschritte der Industrie, der auch viel auf die Conservirung von Nahrungsmitteln Behufs des wei­teren Transportes thut, nicht mehr befürchten. Es ist wohl wahr, was die Erfahrung gelehrt hat, daß gute Obsternten nur alle 5 bis 7 Jahre wiederkehren. Aber der Ueberfluß in einer Gegend kann nun in der Regel durch den Mangel in einer anderen ausgeglichen werden. Und, wie wir spater noch zeigen werden, der Ueberfluß einer reichen Obsternte kann auf vielerlei Weise für Versendung oder zur Aufbewahrung zubereitet und sonst nützlich verwendet werden, so daß nichts von derGottcsgabc" verloren geht.

Die Verf. des amerikanischen Originals, nach welchem wir un­ser Buch angelegt haben, meint zwar unbedingt, daß Frauensperso­nen Obst ziehen sollen; besonders wenn sie in der Nähe größerer Städte wohnen, oder sonst bequeme und billige Gelegenheit haben, ihre Waare zu Markte bringen zu können, und wohl ihren Lebens­unterhalt damit zu erwerben im Stande wären.Das Pfropfen, Binden und rechtzeitige Putzen der Bäume und Gesträuche sagt sie kann recht gut von ihnen verrichtet werden." Sie weist speciell auf das Beispiel der Eingewandertcn hin, welche diesen In­dustriezweig gar sehrauszubeuten" verstehen. Sie ist der Ansicht, daß einige hundert Dollars zum ersten Anfange hinreichen würden. Können sie über so viel nicht verfügen sagt sie so sollen sie sich nach Freunden umsehen, die ihnen dazu verhelfen." In der That sind die Amerikaner auch gerne bereit, einer wohl beleumunde­ten, vielleicht durch den Tod ihres Mannes oder sonst in's Unglück gerathenen, aber entschlossenen, unternehmenden und fleißigen Frau gerne mit einer erklecklichen Summe auf die uneigennützigste Weise aufzuhelfen, wenn sich dazu irgend eine Aufforderung oder ein An­laß gegeben findet. Sie führt mehrere Beispiele an von Frauens­personen, welche sich von der Obstzucht ernähren.

Was die eigentliche Obstbaumzucht betrifft, so glauben wir, daß die Frauen hierin zunächst Anregung zu geben und Einfluß auszu­üben vermögen auf ihre Männer und Söhne, den Obstbau eifrig zu betreiben und die Aufsicht zu führen, daß das Nöthige zu rechter Zeit und auf richtige Art geschehe. Selbst mit anfassen und bearbei­ten werden sie jedoch nur bei dem Beerenbau im Stande sein.

In Rücksicht dessen wollen wir auch über Obstbaumzucht nur noch Einiges erwähnen, und dem Anbau von Garten beeren dafür mehr Beachtung schenken.

Das Obst theilt man, insofern es ohne weitere Zubereitung die eßbaren Früchte der Bäume und Sträucher sind, in wildes und edles Obst. DaS letztere, auf Plantagen und in Gärten gezogen, wird von veredelten Bäumen und Sträuchern gewonnen und eingetheilt: