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Die Beschäftigung des weiblichen Geschlechts in der Hand-Arbeit oder praktische Nachweisung der Thätigkeit der Frauen im Haushalte, im Verkehr, in der Klein- und Groß-Industrie, in den verschiedenen Gewerben, selbstständigen Erwerbsarten, und den zunächst damit verbundenen Absatz-Geschäften / von A. Daul. Mit einem Vorwort von Max Wirth
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Der Obstbau oder Obstbaumzucht.

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in Kernobst, dessen Samen in einem mehrfächerigen Kerngehäuse eingeschlossen ist, wie bei Aepfeln, Birnen u. s. w.; in Steinobst, das nur Einen Kern (Stein) enthält, wie die Pflaumen, Kirschen rc.; in Schalenobst, dessen Samen in einer harten Schale liegt, wie bei den Nüssen; und in Beerenobst, das ohne Kerngehäuse ist. Auch in Sommer--, Herbst- und in Winterobst, oder in Tafel- und Wirthschaftsobst theilt man es ein.

Der Apfelbaum ist in vielen Zonen verbreitet und kam in mehreren Arten, deren die Römer 29 kannten, zugleich aus Aegypten, Indien und Griechenland nach Europa, wo man gegenwärtig gegen 400 Varietäten zählt. An Schönheit der Blüthe übertrifft er alle anderen Obstbäumc; sein Holz wird zu Tischler-, Drechsler- und Schnitzarbeiten benutzt; die Frucht dient zur Nahrung und liefert Apfelsäure, Apfelpommade, Apfelwein, Apfelessig und sogar Farbe.

Der Birnbaum soll aus Kleinasien stammen und hat eine Familie von 1300 Arten. Wild erreicht er eine Höhe von 100 Fuß und ein Alter von 100 Jahren. Das Holz wird wegen seiner Dauer und Politurfähigkeit geschätzt; aber den Hauptnutzen gewähren seine Früchte, welche sehr viel Zuckerstoff haben und in mancherlei Gestal­ten genossen werden. Man bereitet aus ihnen Syrup, Essig, Senf, Branntwein, Oel und Backobst.

Der Pflaumenbaum ist ein Kind der gemäßigten Zone, ver­tritt aber auch im Norden noch die übrigen Obstbäume. An Höhe steht er den Apfel- und Birnbäumen nach; das Holz davon ist sehr spröde, nimmt aber eine gute Politur an und hat einen vorzüglichen Brennwerth. Seine Frucht ist sehr nutz-, aber wenig haltbar und dient frisch, gekocht, gebacken, gesotten und eingemacht zur Nahrung; die Kerne geben ein durch Fettigkeit und Wohlgeschmack ausgezeich­netes Oel und der Saft liefert den in Böhmen und Ungarn belieb­ten LiqueurSliwowitzer."

Der Kirsch bau m stammt ebenfalls aus Kleinasien und erreicht ein Alter von 50 Jahren. Sein Holz ist zu feinen Arbeiten ver­wendbar. Die Frucht ist theils süß, theils säuerlich, zählt mehrere hundert Sorten und wird zu Compot, Gelee, Eis, Torte, Liqueur, Branntwein und Essig benutzt.

Der Quittenbaum ist heimisch in Kreta, von da kam er nach Griechenland, dann nach Rom und in verschiedene Länder Eu­ropas. Den NamenO^lZonia" erhielt er von der Stadt Cydon auf Kreta. Sein Holz hat wenig Werth, aber die Früchte werden vor­züglich ihres aromatischen Geruches wegen zu Compot, Muß, Gelee, Brod, Liqueur rc. benutzt.

Eine der edelsten Obstsorten sind die Pfirsiche. Der Pfirsich­baum stammt aus Persien und wurde von da zuerst nach Griechen­land und Rom verpflanzt, wo zur Zeit des Plinius (23 bis 79 n. Chr.) eine einzelne Frucht mit 300 Sesterzien (ungefähr 15 Thlrn.) bezahlt wurde. Die Blüthe wetteifert an Schönheit mit der Frucht,