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Der Obstbau oder Obstbaumzucht.
deren saftige Beschaffenheit und würziger Geschmack nur von wenigen Früchten übertroffcn wird. Die Kerne enthalten viel Blausäure und werden zu dem bekannten Liqueur „Persico" verwendet.
Würdig steht ihr die Aprikose zur Seite, deren Heimath Armenien ist; sie ist zwar weniger saftig, dafür aber aromatischer, als die Vorerwähnte. Der Aprikosenbaum ist empfindlich gegen die Winterkälte; man zählt über 20 Arten von ihm, und die Früchte nehmen mit dem Alter an Größe und Güte zu, müssen aber abgebrochen werden, ehe sie von der Sonne erwärmt worden sind.
Weithin senden Frankreich, Böhmen und die Rheinprovinzen die Früchte des stolzen Nußbaumes, der in freier Entfaltung auch ein treffliches Nutzholz mit geflammter Maser liefert.
Der Kastanien-, Mandel- und Feigenbaum u. s. w., — sie alle gehören schon mehr einem wärmeren Klima, als Deutschland hat, an.
In Bezug auf den Bau des Beerenobstes, den wir mehr für die Besorgung durch Frauen geeignet halten, als das Ziehen von Bäumen von Kern- und Steinobst sagt auch der ^grie.":
„Es herrscht (in New Aork) eine wachsende Nachfrage nach Früchten und Blumen, und könnten nicht mehr von Frauen gezogen werden, als dies bisher der Fall war? In der Nähe unserer größeren und kleineren Städte besonders könnte manche Wittwe mit der Familie, die sie ernähren muß, auf ein oder zwei Acker Land mit dem Ziehen kleiner Früchte wohl ihren Lebensunterhalt gewinnen. Das Ziehen der Gesträuche, Reben u. dergl., ihr Schutz gegen Jnsecten u. s. w. ist für Frauen und Kinder eine ganz Passende Arbeit, viel gesunder und kräftiger, als das der ewigen Nähterei, welche bis jetzt als die einzige Arbeit für arme Frauen gelten soll." —
Frägt man aber nun, welche Früchte am geeignetsten sind, für den Markt oder sonstige lohnende Verwendung zu ziehen, so müssen wir zunächst auf den Bau der Erdbeere, der Himbeere, der Brombeere und der Preiselbeere hinweisen und uns darauf beschränken, nur einige Andeutungen über deren Bau zu geben. Es giebt ja Bücher genug, aus denen man dies erlernen kann, oder man lasse sich von Gärtnern oder sonst erfahrenen Personen die nöthige Anleitung geben.
Der Anbau der Erdbeere empfiehlt sich ganz besonders, weil sie die Pflanze ist, welche die ersten Früchte des Frühjahres zur Er- quickung und Erfrischung liefert. Sie übertrifft an Wohlgeschmack fast alle anderen Früchte unter dem Beerenobst und zeichnet sich vorzüglich durch einen eigenthümlichen aromatischen Geschmack und lieblichen Geruch aus. Die Erdbeere ist für Gesunde und die meisten Kranken nicht nur im frischen Zustande eine sehr angenehme und erquickende Speise, sondern auch in ihrer mannigfaltigen Zubereitung als Gelee, Kaltschale, Creme, Marmelade, Eis, Paste, Saft, Wein rc.; auch benutzt man die Ranken und Blätter der Pflanzen zu verschiedenem Gebrauche; z. B. ihre Ausläufer statt des Bastes, zum An-